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Spurensuche im Alltag

03. September 2013

Werkübersicht der Akademieprofessorin im Stadtmuseum Münster – Kunst in NRW 09/13

Lili Fischer ist ein Phänomen. Die 1947 geborene Hamburger Künstlerin, die bis vor kurzem als Professorin an der Kunstakademie Münster unterrichtet hat, ist seit bald vier Jahrzehnten eine Instanz in der deutschen Kunstszene: als munter umtriebige Performance-Künstlerin und als genaue Beobachterin heimischer Riten, unseres Haushaltes und unserer Lebensgewohnheiten. Berühmt wurde Lili Fischer, die am Anfang ihrer Karriere eine Doktor-Arbeit über Animation geschrieben hat, mit ihren Mitmach-Aktionen, bei denen selbst gestrenge Politiker die Schuhe und Socken ausziehen und die Füße in ein heilendes Moorbad stecken. Lili Fischer wendet sich besonders den verborgenen Nischen im Häuslichen zu, sie macht „Hausgeister“ ausfindig und stöbert Falter und Spinnen auf. Dabei ist ihre Kunst in ihrer Umsetzung konkret dinglich: Sie skizziert und zeichnet und sie realisiert Skulpturen, die sie zu Installationen ergänzt oder im Raum arrangiert, und zu ihren Aktionen gibt es ausformulierte Regie-Anweisungen und choreographierende Bücher.

Einen Einblick in diesen Kosmos liefert nun die liebevoll inszenierte Werkschau, die das Münsteraner Stadtmuseum zu Lili Fischers Geburtstag wie auch zum Ende ihrer Lehrtätigkeit eingerichtet hat. Der Ausstellungstitel „Weg 1-65“ ist wörtlich zu verstehen. Rekapituliert wird die Werkbiographie anhand einzelner Stationen. Das beginnt im Treppenhaus mit den vergrößerten Fotografien der bekanntesten Aktionen und setzt sich im Ausstellungsraum mit einem Pfad auf dem Boden fort, der exemplarisch einzelne Motive ihrer Aktionen, überhaupt ihrer Kunst herausgreift. Eindrucksvoll sind vor allem die Wandvitrinen mit den großen Insekten-Plastiken, welche in den letzten Jahren entstanden sind. Hilfreich für das Verständnis sind die dokumentarischen Filme ihrer Aktionen und Performances. Und weil Lili Fischer ebenso eine wichtige Lehrerin war, sind zeitgleich, aber separiert auch Arbeiten ihrer Studenten zu sehen, die – getreu dem Ansatz von Lili Fischer selbst – in ganz unterschiedlichen Medien arbeiten. Bei aller räumlich bedingten Verdichtung ist dies die ultimative Retrospektive zu dieser wichtigen Künstlerin, deren Werk auch weiterhin vital fortschreitet.

„Lili Fischer – Weg 1-65“ | bis 8. September im Stadtmuseum Münster | www.stadtmuseum-muenster.de

Thomas Hirsch

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