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trailer-Thema im Mai: Landtags-Neuwahlen
Foto: Francis Lauenau

Studiengebühren – Quo Vadis?

26. April 2012

Auch über die Zukunft des gebührenfreien Studiums wird am 13. Mai abgestimmt - Thema 05/12 Landtags-Neuwahl

Praxisnahes Lernen in kleinen Gruppen von rund 20 Studenten ist eine feine Sache, hat mit 5.100 Euro pro Semester für ein Masterstudium an einer privaten Hochschule wie derInternational School of Managementin Dortmund aber auch seinen Preis. „Bildung für alle“ lautet daher seit jeher der Slogan der Studierenden, wenn sie für ein gebührenfreies Studium an den 37 staatlichen Hochschulen in NRW auf die Straße gehen. Nachdem fünf Jahre lang bis zu 500 Euro pro Semester erhoben wurden, ist das Studium seit dem Wintersemester 2011/2012 wieder gebührenfrei. Studierende befürchten nun, dass eine NRW-Regierung, die sich alleinig aus der CDU oder in Koalition mit der FDP bilden könnte, die Studiengebühren wieder einführt, da die Reduzierung von Schulden als Wahlkampfziel formuliert wurde.

Früher mussten sich die Studierenden abschuften, um die Summe von 500 Euro am Ende des Semesters aufzubringen
Für ein Studium soll nicht das entscheidend sein, was die Eltern im Portemonnaie haben, sondern das, was die Einzelnen im Kopf haben, so die aktuelle Begründung für Gebührenfreiheit. Im dritten Bildungsbericht (2010) äußern rund 70% der Befragten, dass Finanzierungsfragen und der Wunsch, keine Schulden zu machen, ausschlaggebende Gründe sind, die gegen eine Studienaufnahme sprechen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das von der Landesregierung zur Verfügung gestellte Finanzierungspaket ausreicht, um das Niveau des Angebots auch ohne Gebühren zu halten? Dr. Josef König,Pressesprecher der Ruhr-Universität Bochum, sieht dies kritisch: „In Zukunft wird es schwieriger sein, die Qualität der Studienbedingungen weiter aufrechtzuerhalten.“ Als Folge reduzierter finanzieller Mittel würden weniger Tutorien angeboten werden, wodurch begehrte Jobs für Studierende in höheren Semestern wegfallen, so König. Auch das Argument, dass sich mehr Studienanfänger aus bildungsfernen oder einkommensschwachen Familien einschrieben, teilt König nicht. Seine Amtskollegin Maiken-Ilke Groß von der Essener Folkwang Universität der Künste weiß ebenfalls zu berichten, dass es Befreiungsregelungen gab, die sozialen Härtefällen ein gebührenfreies Studium ermöglichten. Die Studierendenvertreter der Folkwang Universität sind jedoch der Auffassung, dass trotz der Sozialstipendien viele auf der Strecke geblieben sind und nun mehr Zeit bleibt, sich auf das Studium zu konzentrieren. „Durch das doch sehr verschulte B.A./M.A.-System und das Hinterherlechzen der Studierenden nach Credit Points ist die Lage ohne Gebühren schon schwierig“, so die AStA-Vertreter Köseoglu und Pertl. „Als es Studiengebühren gab, mussten sich die Studierenden nahezu abschuften, um die Summe von 500 Euro am Ende des Semesters aufzubringen.“ Kostenlosen Zugang zu Bildung finden die Studierenden gut, solange man nicht vergisst, dass Qualität auch ihren Preis hat. Doch staatliche Investitionen in Bildung können sich lohnen: Laut einerStudie der OECD bringt der einzelne Studierende später den Steuerzahlern ein Plus von rund 150.000 Euro – weil er oder sie meist höhere Steuern zahlt und seltener arbeitslos ist.

MARTIN THELEMANN

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