Praxisnahes Lernen in kleinen Gruppen von rund 20 Studenten ist eine feine Sache, hat mit 5.100 Euro pro Semester für ein Masterstudium an einer privaten Hochschule wie derInternational School of Managementin Dortmund aber auch seinen Preis. „Bildung für alle“ lautet daher seit jeher der Slogan der Studierenden, wenn sie für ein gebührenfreies Studium an den 37 staatlichen Hochschulen in NRW auf die Straße gehen. Nachdem fünf Jahre lang bis zu 500 Euro pro Semester erhoben wurden, ist das Studium seit dem Wintersemester 2011/2012 wieder gebührenfrei. Studierende befürchten nun, dass eine NRW-Regierung, die sich alleinig aus der CDU oder in Koalition mit der FDP bilden könnte, die Studiengebühren wieder einführt, da die Reduzierung von Schulden als Wahlkampfziel formuliert wurde.
Früher mussten sich die Studierenden abschuften, um die Summe von 500 Euro am Ende des Semesters aufzubringen
Für ein Studium soll nicht das entscheidend sein, was die Eltern im Portemonnaie haben, sondern das, was die Einzelnen im Kopf haben, so die aktuelle Begründung für Gebührenfreiheit. Im dritten Bildungsbericht (2010) äußern rund 70% der Befragten, dass Finanzierungsfragen und der Wunsch, keine Schulden zu machen, ausschlaggebende Gründe sind, die gegen eine Studienaufnahme sprechen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das von der Landesregierung zur Verfügung gestellte Finanzierungspaket ausreicht, um das Niveau des Angebots auch ohne Gebühren zu halten? Dr. Josef König,Pressesprecher der Ruhr-Universität Bochum, sieht dies kritisch: „In Zukunft wird es schwieriger sein, die Qualität der Studienbedingungen weiter aufrechtzuerhalten.“ Als Folge reduzierter finanzieller Mittel würden weniger Tutorien angeboten werden, wodurch begehrte Jobs für Studierende in höheren Semestern wegfallen, so König. Auch das Argument, dass sich mehr Studienanfänger aus bildungsfernen oder einkommensschwachen Familien einschrieben, teilt König nicht. Seine Amtskollegin Maiken-Ilke Groß von der Essener Folkwang Universität der Künste weiß ebenfalls zu berichten, dass es Befreiungsregelungen gab, die sozialen Härtefällen ein gebührenfreies Studium ermöglichten. Die Studierendenvertreter der Folkwang Universität sind jedoch der Auffassung, dass trotz der Sozialstipendien viele auf der Strecke geblieben sind und nun mehr Zeit bleibt, sich auf das Studium zu konzentrieren. „Durch das doch sehr verschulte B.A./M.A.-System und das Hinterherlechzen der Studierenden nach Credit Points ist die Lage ohne Gebühren schon schwierig“, so die AStA-Vertreter Köseoglu und Pertl. „Als es Studiengebühren gab, mussten sich die Studierenden nahezu abschuften, um die Summe von 500 Euro am Ende des Semesters aufzubringen.“ Kostenlosen Zugang zu Bildung finden die Studierenden gut, solange man nicht vergisst, dass Qualität auch ihren Preis hat. Doch staatliche Investitionen in Bildung können sich lohnen: Laut einerStudie der OECD bringt der einzelne Studierende später den Steuerzahlern ein Plus von rund 150.000 Euro – weil er oder sie meist höhere Steuern zahlt und seltener arbeitslos ist.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Politiker sind Designer unseres Zusammenlebens“
Ein Interview mit Joachim Paul, Spitzenkandidat der Piraten in NRW – Thema 05/12 Landtags-Neuwahl
Wieder Wahl
Am 13. Mai wird über ein neues Landesparlament abgestimmt - THEMA 05/12 LANDTAGS-NEUWAHL
„Auch Impulse nach Berlin senden“
Andreas Meyer-Lauber über die Landtagswahl aus Gewerkschaftssicht - Thema 05/12 Landtags-Neuwahl
„Die Bilanz der jetzigen Landesregierung fällt positiv aus“
Dirk Jansen über die Wahlmöglichkeiten von Umweltschützern - Thema 05/12 Landtags-Neuwahl
Löchrig wie ein Schweizer Käse?
Der Streit um die Gefängnisse in NRW ist Symbolpolitik - Thema 05/12 Landtags-Neuwahl
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Schulenbremse
Teil 1: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat
„Die Kategorie Migrationshintergrund hat Macht“
Teil 1: Interview – Migrationsforscher Simon Moses Schleimer über gesellschaftliche Integration in der Schule
Bildung für Benachteiligte
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe in Bochum
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 2: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
„Ein Überbietungswettbewerb zwischen den EU-Staaten“
Teil 2: Interview – Migrationsforscherin Leonie Jantzer über Migration, Flucht und die EU-Asylreform
Ein neues Leben aufbauen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 3: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 3: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik
Ankommen auch im Beruf
Teil 3: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Das Recht jedes Menschen
Die Flüchtlings-NGO Aditus Foundation auf Malta – Europa-Vorbild Malta
German Obstacle
Hindernislauf zur deutschen Staatsbürgerschaft – Glosse
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft
Nostalgie ist kein Zukunftskonzept
Teil 1: Leitartikel – Die Politik Ludwig Erhards taugt nicht, um gegenwärtige Krisen zu bewältigen
„Nostalgie verschafft uns eine Atempause“
Teil 1: Interview – Medienpsychologe Tim Wulf über Nostalgie und Politik
Lebendige Denkmäler
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Route Industriekultur als Brücke zwischen Gestern und Heute
Aus Alt mach Neu
Teil 2: Leitartikel – (Pop-)Kultur als Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart
„Früher war Einkaufen ein sozialer Anlass“
Teil 2: Interview – Wirtschaftspsychologe Christian Fichter über Konsum und Nostalgie
Spenden ohne Umweg
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Netzwerk 2. Hand Köln organisiert Sachspenden vor Ort
Glücklich erinnert
Teil 3: Leitartikel – Wir brauchen Erinnerungen, um gut zu leben und gut zusammenzuleben