Zu den derzeit wichtigen und gewiss auch attraktivsten Ausstellungen in NRW gehört die Schau der Gemälde von Peter Paul Rubens im Von der Heydt-Museum in Wuppertal. Rubens (1577-1640), der in Antwerpen tätige Meister des europäischen Barock, wird weniger als der pathetische Maler präsentiert, der mit seinen monumentalen Gemälden stürzender nackter Leiber berühmt ist. Vielmehr widmet sich die Ausstellung dem zeitgeschichtlichen Kontext, aus dem heraus die Bilder entstanden sind. Sie thematisiert die Rolle von Rubens, der schon für seine Portraitaufträge an den Fürstenhöfen ein und aus ging, für die Friedensbemühungen im 17. Jahrhundert. Ab 1609 war Rubens als Hofmaler von Erzherzog Albrecht in Brüssel tätig, aber mit seiner Kunst schon so bedeutend, dass er mit seiner Werkstatt in Antwerpen bleiben konnte. Rubens wurde von den Habsburger Machthabern um den spanischen König Philipp III. mit diplomatischen Reisen quer durch Europa betraut: In dieser Zeit wurde der 80jährige Krieg geführt und der 30jährige Krieg begonnen, wurden Waffenstillstände erreicht und brachen Konflikte in den Provinzen aus. Bereits mit den Portraits finden die historischen Ereignisse Eingang in die Malerei von Rubens, kehren dann auch teils verklausuliert in allegorischen Schilderungen wieder, auch das wird in der Wuppertaler Ausstellung herausgearbeitet. Dazu sind überwiegend moderate Formate zu sehen, die Rubens’ Malstil, seinen feinen lebhaften Pinselduktus und das Arbeiten mit Licht- und Schatteneffekten vor Augen führen und zeigen, wie seine Malerei Atmosphären erzeugte und für die politischen Konstellationen sensibilisierte. In der stark inszenierten Wuppertaler Schau wird jedes Bild zu einem Erlebnis.
Etwas dicht, aber genau strukturiert ist eine hochkarätige Ausstellung zur malerischen Darstellung des Winters im Arp Museum Bahnhof Rolandseck bei Remagen. Ausgangspunkt ist dort die „Kunstkammer Rau“, in der Meisterwerke der älteren und klassischen Kunst des 2002 gestorbenen Sammlers Gustav Rau verwahrt, aber auch systematisch ausgestellt sind, ehe sie 2026 zugunsten von UNICEF versteigert werden sollen. Um Raus Bilder der Impressionisten Gustave Caillebotte, Claude Monet und Alfred Sisley herum wurden nun Malereien, aber auch einige Fotografien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus etlichen Museen ausgeliehen. Vielgestaltig sind hier der Winter, besonders der Schneefall und die Schneedecke, auch seine Schmelze und der Nebel in der Luft zu sehen. Die Künstler dokumentierten aber auch klimatische Aspekte und berücksichtigten soziale und urbane Fragen. Nicht nur das Thema ist originell, sondern auch der interdisziplinäre Ansatz: Die Präsentation berührt die Frage, warum der Winter zur Zeit der Impressionisten solche Bedeutung erhielt und wie sich das Klima in den letzten 200 Jahren verändert hat. Und dann sind da die Meisterwerke mit ihren so unterschiedlichen Himmeln, die so viel noch zu den Konzepten der Impressionisten wie auch Expressionisten mitteilen. Wie bei der Rubens-Ausstellung geht es aber immer auch um den tieferen Hintergrund. Daraus erwachsen nun herausragende kulturelle Ereignisse, in Wuppertal und Rolandseck.
„Peter Paul Rubens“ | bis 28.2. | Von der Heydt-Museum in Wuppertal | www.von-der-heydt-museum.de
„Lichtgestöber“ | bis 14.4. | Arp Museum Bahnhof Rolandseck b. Remagen | www.arpmuseum.org
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