Was passt besser in die Sommermonate als ein Konzert mit italienischer Musik? Mediterrane Lebensart vermitteln die herzschmelzenden Arien von Puccini, dessen 100. Todestag wir in diesem Herbst begehen, und natürlich die strengen und häufig anspruchsvollen dramatischen Arien von Giuseppe Verdi – hier beginnt für viele Opernfans erst die emotionale Welt der italienischen Oper.
Dass sich dieses vielleicht antiquierte Bild einer akustischen Italienreise in der heutigen Empfindung stark verändert hat, das belegen die diesjährigen Open-Air-Konzerte „Viva Italia!“ der Neuen Philharmonie Westfalen. Wer hier stämmige, schwarzhaarige Tenöre und walkürenhafte Heroinen erwartet, geht diesmal leer aus. Die Identifikation mit Land und Leuten im legendären Stiefel wie bei Mozart, Mendelssohn und natürlich Goethe ist Impressionen aus der Filmgeschichte gewichen. „Crossover“ ist ein Kernmotiv der modernen Programmgestaltung unter dem zehnjährigen Regiment des Generalmusikers Rasmus Baumann, der berechtigterweise neue Wege sucht und findet. Jetzt paart er barocke Klänge des Vielschreibers Antonio Vivaldi mit den neuen Säulen der Klassiker aus dem Filmgeschäft.
Die auch hier angestrebte Musikvermittlung für alle Generationen, ein Open-Air bei freiem Eintritt und Konzerte in allen drei Trägerstädten Recklinghausen (30.8. Altstadtmarkt), Unna (31.8., Marktplatz) und Gelsenkirchen (6.9., Park an der Matthäuskirche) betonen die Nähe zu ihrem regionalen Publikum. Ein echtes Landesorchester auf Tuchfühlung – ohne dabei auf internationale Kontakte und ehrenvolle Konzertreisen zu verzichten, wie künstlerische Projekte mit Ausnahmepianist Lang Lang oder den Bühnenstars Elina Garanca oder Anna Netrebko bewiesen haben. Auch in der Elphie, Hamburgs berühmtem Showroom klassischer Musik, waren die Künstler aus dem Ruhrpott bereits erfolgreich.
Jetzt dominieren die Musiker des Orchesters u.a. mit mehrfach Oscar-prämierten Melodien von Ennio Morricone, dem Helden der Italowestern-Klassiker und mit Nino Rotas genialer Musik zum unverwüstlichen „Paten“. Sogar ein Ausflug in die Musik des Deutsch-Amerikaners Hans Zimmer steht auf dem Programm, vielleicht mit den römischen Klängen aus den „Illuminati“ – da wird im Vorfeld nicht wirklich viel verraten, die Laufrichtung ist ja eindeutig. Und der Erfolg einer solchen Veranstaltung sollte bei gutem Wetter eigentlich vorprogrammiert sein.
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