Der Winterjazz in Köln zeigt sich in diesem Jahr zum 11. Mal – ein wichtiges Jubiläum am Rhein, besonders angesichts der Tatsache, dass im letzten Jahr niemand auf der Publikumsseite gesessen hat. Das Streaming-Format reagierte auf den pandemischen Notstand – und dieser bereitet auch noch aktuell Sorge. „Get together“, die diesjährige Devise des Festivals im Kölner Stadtgarten, klingt wie ein schlechter Scherz. Gerade die bleibende Erinnerung an das Fest Nr. 1 mit einem ungebremsten Andrang von Neugierigen, die wie Fliegen über das kostenfrei dargebrachte Angebot herfielen und in dichten Trauben gedrängt selbst den Musikern den Zugang zur Bühne erschwerten, ist eine Dekade später schier undenkbar geworden. Aber ein Startkit in die Zukunft darf benannt werden: Das kleine Festival bekommt erstmals Schützenhilfe durch ein NRW-Förderprogramm der besonderen Art.
„NICA artist development“ nennt sich diese Plattform zur künstlerischen Profilierung und Professionalisierung von Kreativen im Bereich des Jazz und der aktuellen Musik. Es verwundert natürlich, unter den Geförderten Namen wie Pablo Held oder Janning Trumann zu lesen, gestandene Musiker der Szene, die sich selbst sehr gut zu helfen wissen und auch überregional erfolgreich sind oder sogar im Musik-Management als Führungsfiguren der freien Szene gelten. Kornelia Vossebein, Urgestein des Organisationsteams im Festival- und Spielstätten-Betrieb, leitet dieses Förderprogramm und ergänzt jetzt mit den Musikerinnen Ulla Oster und Angelika Niescier das weibliche Triumvirat der künstlerischen Leitung im Winterjazz – Frau Musica hat hier das Sagen. Zehn Programmplätze der zwanzig hier auftretenden Bands besetzen „NICA-Stipendiaten“, immerhin werden die Projekte rund um NICA vom Europäischen Zentrum für Jazz und aktuelle Musik geleitet – und das wohnt im Kölner Stadtgarten.
Eng verzahnt sind also die Aktionen im neuen Jahr, und Namen wie Heidi Beyer, Leif Berger mit Elisabeth Coudoux (Cello), Tamara Lukasheva oder Laura Totenhagen treffen auf Matthew Halpin (mit Hanno Busch) oder die Band „Lariza“ mit der Pop-Jazz-Sängerin Lena-Larissa Senge. Sonae heißt ein weiblicher DJ, und als Vaterfigur agiert Frank Gratkowski bei „The Resonators“, ergänzt durch schrille E-Gitarre und massive Bässe – kein leiser Start also zum ersten Kölschen Jubiläum.
Winterjazz 2022 | 7. und 8.1.22 | Kölner Stadtgarten | www.winterjazzkoeln.com
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