Die Künstler Ole Frahm, Michael Hüners und Torsten Michaelsen arbeiten seit 1997 zusammen als LIGNA, das kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „die Hölzer“, was schon Schlüsse auf die Arbeitsweise zulässt. Die Hamburger beschreiben selbst, dass sie ihr Publikum als “zerstreutes Kollektiv von Produzentinnen” begreifen, als Einzelteile also, die gemeinsam Sinn erzeugen können. Wie einzelne Hölzer, aus denen ein Stuhl gefertigt werden kann.
Aufmerksamkeit erregten sie durch ihre Radioballette in verschiedenen Städten. Das eingeweihte Publikum erhielt über Radio einfache choreografische Anweisungen, meist ging es um Gesten. Plötzlich begannen hundert Menschen zu winken, streckten die Hand aus, wie um jemanden zu begrüßen, tanzten auf der Stelle oder setzen sich auf den Boden. Kleine Dinge, die jede/r ausführen kann, die durch die Masse Wirksamkeit erzeugen. Radioballette fanden in Bahnhöfen statt, die Deutsche Bahn war nicht begeistert, konnte es aber nicht verhindern. Das legt die subversiven Anteile der Arbeiten offen, die öffentliche Ordnung stören und offenbar machen, wie wenig es braucht, um bedrohlich zu wirken. Fünfzig liegende Menschen in einem Bahnhof reichen da schon.
Den alltäglichen Begriff von Tanz muss man erweitern, wenn man Performances von LIGNA betrachtet. Hier wird das Publikum choreografiert, mit einfachen Mitteln, die Arme werden ausgestreckt oder man findet sich in einem Pulk wieder. Aber es hat einen großen Einfluss auf den Ort, an dem dies geschieht: Es verändert die Atmosphäre, es bremst die Passanten aus. Seit geraumer Zeit sind dies bereits Diskurse im künstlerischen Tanz: Wann wird Bewegung zu Tanz? Kann einfaches Gehen schon Tanz sein? Wer darf tanzen? Akzeptieren wir auf der Bühne bloß die ausgebildeten, jungen Profitänzer? Da LIGNA meist keine Bühnen bespielt und auf ihre Arbeiten auch weder Tanz noch Choreografie schreiben, kann das ausgeblendet werden, wenn man an einer ihrer Performances teilnimmt. Meist ist es aber ein choreografiertes Gruppenerlebnis, das diese Fragen beantwortet. Es macht Spaß ein bisschen subversiv zu sein, zu den Eingeweihten zu gehören, und es fühlt sich gut an, nicht nur im Zuschauerraum zu sitzen, sondern aktiv an etwas mitzuarbeiten. Von außen betrachtet ist es ein Tanz, eine eingeweihte Gruppe Menschen in einiger Aktion.
Nun wird das City Forum in Mülheim zum Mittelpunkt des Geschehens und es wird nach den Gründen gesucht, aus denen ein mal geplanter fünfter Turm nie gebaut wurde. Ausgestattet mit digitaler Technik wird das Publikum losgeschickt, um Spuren zu finden und diesen zu folgen, Pläne zu entschlüsseln und Geheimwege aufzutun. Tickets können im Ringlokschuppen in Mülheim reserviert werden.
LIGNA: „Mission Impossible“ | Sa 1.9., Sa 8.9. ab 12.30 Uhr alle 30 Min. | Forum City Mülheim/Ruhr | 0208 99 31 60
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