Kürzlich war sie erst in Genf, um die Premiere der aktuellen Arbeit von Sidi Larbi Cherkaoui zu sehen, einem der Star-Choreographen der europäischen Tanzszene. „Eine Riesenproduktion, für die alles aufgefahren wird“, verspricht Hanna Koller schon einmal zu „Ihsane“ – Cherkaoui wird im Januar mit seinem Ballet du Grand Théâtre de Genève und der Kompanie Eastman im Staatenhaus zur Deutschlandpremiere gastieren. Seit 15 Jahren reist Hanna Koller durch die Welt, um die interessantesten Kompanien für die Gastspielreihe von Oper und Schauspiel auszusuchen. Wenn es eine Qualitätskonstante im hiesigen Theaterbetrieb geben sollte, dann sind es die Tanzgastspiele. Schon allein an der Tatsache, dass sie immer ausverkauft sind, lässt sich der Hunger ablesen, den das Kölner Publikum nach internationaler Tanzkunst verspürt. Stehende Ovationen sind nach der Vorstellung schon fast obligatorisch.
Hanna Koller findet es hingegen „traurig“, dass die Verwaltung die geplante Installation einer eigenen Kompanie an den Kölner Bühnen zunächst einmal in weite Ferne gerückt hat. Den gerade beendeten Versuch, mit Richard Siegals Ballet of Difference ein Ensemble zu etablieren, sieht sie als gelungen an: „Man konnte sehen, dass es möglich ist, eine agile Kompanie mit einem Budget von unter zwei Millionen zu betreiben, die mit ihren zeitgenössischen Arbeiten auf Tour geht und zugleich in die Stadt ausstrahlt.“
Die Nutzung des Depots durch die Freie Szene steht ebenfalls in Frage. „Die Idee war ja, dass sich die Freie Tanzszene im Windschatten der Blockbuster entwickelt“, erklärt Hanna Koller. Den Sogeffekt durch die großen Namen wird es aber wohl kaum geben, wenn die Gastspiele mit einer irgendwann fertigen Oper wieder an den Offenbachplatz ziehen.
Den Beginn der Zusammenarbeit mit dem neuen Schauspielchef Kai Voges empfindet Hanna Koller vielversprechend, wie sie schon einmal verrät. In ihrer künstlerischen Auswahl hat sie freie Hand. Trotz ihrer Erfolge als Kuratorin wurde die Luft für die Gastspiele unter der Ägide von OB Jürgen Rothers einmal dünn. Derzeit ist die Reihe mit jeweils zwölf Produktionen in einer Spielzeit breit aufgestellt. „Mein Budget ist nicht von Kürzungen betroffen“ versichert Hanna Koller. Es gibt also noch ein Licht am sich verdunkelnden Horizont des Kölner Kulturangebots.
Ihsane | 18. (P), 19.1. | Oper Köln | 0221 22 12 84 00
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