Die Museumslandschaft in NRW bleibt in Bewegung. In diesen Wochen wurde das „Jahr der Grafik“ in NRW ausgerufen, vor allem das museum kunst palast in Düsseldorf sorgt dabei für Höhepunkte. Im Ruhrgebiet haben Museumserweiterungen und -Neubauten derzeit Konjunktur, in Essen, Duisburg, Dortmund sowie Hagen, mit Blick auf die Europäische Kulturhauptstadt 2010. Zurück im Rheinland, das schmucke Max Ernst Museum in Brühl präsentiert für ein Jahr das größte Wandbild von Max Ernst, die 1934 geschaffene Wandmalerei „Blütenblätter und Garten der Nymphe Ancolie“ – eine Sensation. Die nahe gelegene Bundeskunsthalle in Bonn orientiert sich mit dem Intendantenwechsel ebenfalls hin zu den Klassikern der Moderne und zeigt mit Amedeo Modigliani einen wahren Revolutionär der neueren Kunst. Und im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm findet mit „Malerfreunde am Bauhaus: Lyonel Feininger und Paul Klee“ eine Schau statt, die es verdient hat, zur schönsten Ausstellung des Jahres gekürt zu werden.
Und dann gibt es noch das beschauliche Neuss, vor den Toren von Düsseldorf: mit einem phänomenalen Angebot an Kunst im April. Zu Neuss gehören die Alte Post, die als städtische Galerie junge Kunst ausstellt, wie auch die Museumsinsel Hombroich mit ihren Pavillons, als Freilichtmuseum für schöne Tage. Wenige Schritte entfernt, auf der ehemaligen Raketenstation wurde vor vier Jahren die Langen Foundation eröffnet. Der Museumsbau stammt von Tadao Ando, „Grundstock“ ist die Sammlung Viktor und Marianne Langen. Wie hochkarätig diese ist, zeigt jetzt die Ausstellung zu Jean Dubuffet, dem Großmeister der sogenannten Art Brut. Dubuffet (1901-85) schuf einen eigenwilligen Kosmos an bildfüllenden Figuren, als Malerei und Skulptur. Schründig und wie haltlos auf der Fläche sind comicartige Männchen und Tierwesen zu sehen, leichthin und ernsthaft. Damit und indem er die Kunst der Geisteskranken förderte, machte er deren Beiträge erst salonfähig. Dass er sich selbst dem Kunstbetrieb verweigerte und doch wichtiger Anreger der Avantgarde nach 1945 wurde, zeigt, wie wichtig seine Leistung ist.
Ähnlich ist es auch Henri Rousseau ergangen, der, von Picasso und Robert Delaunay verehrt, seinerseits als Begründer der modernen „Primitiven Kunst“ gilt. Teile seines Werkes sind derzeit wenige Kilometer von der Langen Foundation ausgestellt, im Clemens-Sels-Museum, gemeinsam mit verwandten Künstlern. Henri Rousseau (1844-1910), ist ein Grenzgänger zur Moderne. Seine penibel gemalten Vorstädte und Urwaldszenen verzichten auf Perspektive, die Menschen sind kindlich gemalt, jedoch ist Rousseau oft von öffentlichen Ereignissen ausgegangen. Heute sind seine Bilder Kunstgeschichte – und doch nur selten ausgestellt. Zur glücklichen Fügung, Rousseau und Dubuffet so nahe beieinander sehen zu können, gehört, dass die Ausstellungen weitgehend aus den Eigenbeständen beider Institute stammen. Und so ist der Monat April doch der Monat der Kunst in Neuss.
Auf eigenen Wegen: Henri Rousseau und sein Umkreis I bis 24. Mai im Clemens-Sels-Museum Neuss I www.clemens-sels-museum.de
Jean Dubuffet – Ein Leben im Laufschritt – Arbeiten aus der Sammlung Langen I bis 24. Mai in der Langen Foundation Neuss I www.langenfoundation.de
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