Erst recht nach der (Neu-)Eröffnung eines Museums macht es Sinn, sich dessen Architektur und Beziehung zur Umgebung zu vergegenwärtigen. Gewiss auch aus dieser Überlegung heraus hat das Clemens Sels Museum die Kölner Künstlerin Rita Rohlfing jetzt zu einer Einzelausstellung eingeladen. Rohlfing bespielt das Erdgeschoss ebenso prägnant wie zurückhaltend. Viele ihrer Objekte zeigen eine semitransparente Fläche vor einem Raumkörper mit einem eingelagerten Farbton. Eine maßgebliche Rolle spielt das (Tages-)Licht. Als diaphanes Element ist es Teil der Werke, die in den Raum hineinleuchten. Im Gartensaal des Clemens Sels Museums findet dies noch mit einem Fensterelement statt, das zwischen Innen und Außen vermittelt, also auch von draußen gesehen werden sollte.
Im gleichen Raum befindet sich eine Wandarbeit mit einer Aluminiumfläche hinter einer lehnenden Plexiglasscheibe mit der Vorstellung eines Schattens in einer konstruktivistisch orientierten Bildsprache. Auch hier „funktioniert“ die Arbeit also erst in ihrer räumlichen Umgebung im Zusammenwirken mit Licht, erfahrbar im Wechsel des Standpunkts. Die verschiedenen Bereiche des Museums aber bedürfen unterschiedlicher Maßnahmen. Rita Rohlfing hat die Raster einer architektonischen Struktur auf den Treppenhausblock projiziert und dabei die Kanten der räumlichen Elemente überspielt bzw. die Projektion damit so in Einklang gebracht, dass sie auf und zugleich vor dem Beton liegt. Auch hier gelingt ihr die Fokussierung von Oberflächen als räumlicher Konstruktion, was überhaupt ein zentrales Motiv ihrer Arbeit ist. Dieses setzt sich bei den Fotografien fort, die ebenfalls ausgestellt sind. Sie zeigen Scheiben. Sie arbeiten mit Unschärfen und Verwischungen, wirken wie zufällige Momentaufnahmen, genommen aus unserem Alltag …
Rita Rohlfings Ausstellung besteht also aus mehreren Elementen zwischen Fläche und Raum, Malerei und Objekt und Installation, mit Farbe und ohne Farbe, als Oberflächen und unter Oberflächen. Zusammen ergibt sich die Beschreibung eines Ortes: des Clemens Sels Museums.
„Rita Rohlfing – Das Virtuelle im Konkreten“ | bis 10.1. | Clemens Sels Museum in Neuss | 02131 90 41 41
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Ende eines Jahrhunderts
George Minne und Léon Spilliaert in Neuss – Kunst in NRW 01/24
Orte des Geschehens
„Kunst & Kohle“ in 17 Museen im Ruhrgebiet – Kunst in NRW 05/18
Damals heute morgen
„Umbrüche“ im Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/17
Hinter dem Vorhang
„Symbolismus heute“ im Clemens Sels Museum Neuss – Kunst in NRW 01/17
Eine kleine Kunstgeschichte
Ramboux in Neuss – Kunst in NRW 05/16
„Meine Zeit auf der Kokerei war harte Arbeit“
Peter Lohmeyer über „Junges Licht“, Adolf Winkelmann und den Ruhrpott – Roter Teppich 05/16
Langsam zeichnen
Hinsberg und Terfloth bei DKM in Duisburg – RuhrKunst 03/16
Zukunft im ergonomischen Griff
Tõnis Käo im Red Dot Design Museum Essen – RuhrKunst 02/16
Inszeniertes Draußen
Jensen/Wrede in Gladbeck – RuhrKunst 12/15
KI fördert die digitale Demenz
Intelligente Ausstellung im Dortmunder U – RuhrKunst 12/15
Was den Raum füllt
Lucinda Devlin in der Bochumer Galerie m – RuhrKunst 09/15
Zehn an der Ruhr
Ein Ausstellungsprojekt in zehn Museen – Kunst in NRW 10/14
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24