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Christian Bösel
Foto: Privat

„Buddhismus ist noch nicht einmal eine Religion“

28. Juli 2011

Christian Bösel über Buddhismus hierzulande und den Weg dorthin - Thema 08/11 Buddha goes Ruhr

trailer: Herr Bösel, wie kommt man als Nordrhein-Westfale zum Buddhismus?
Ich war in verschiedenen Gruppen aktiv, in einem Jugendzentrum und bei der Herausgabe einer Schülerzeitung, auch bei Amnesty International, habe weltverbesserisch gearbeitet. Und ich habe mal einen Yoga-Kurs gemacht und festgestellt, dass dies mir hilft, um mit mehr Ruhe und Entspanntheit in Situationen hineingehen zu können. Dann habe ich nach etwas gesucht, was diese beiden Seiten verbindet und so habe ich Ende der siebziger Jahre angefangen, mich für Buddhismus zu interessieren.

Was unterscheidet ihre Gruppe von einer Sekte? Werde ich bei Ihnen eingefangen oder lassen Sie mich auch wieder laufen?
Wir lassen jeden laufen. Buddhismus ist froh mit Leuten, die sich von sich aus interessieren und bereit sind, an sich zu arbeiten. Bei der Meditation, die ein zentraler Punkt im Buddhismus darstellt, muss natürlich eine gewisse Regelmäßigkeit gewährleistet sein. Aber man kann Buddhismus nicht übernehmen, wenn man ihn nicht innerlich akzeptiert.

Sannyasins haben sich beim Buddhismus ja großzügig bedient.
Deren ehemaliger Oberguru hat sich überall das rausgenommen, was ihm in den Kram passte. In seiner pseudo-religiösen Bewegung galt es als wichtig, Gefühle ernst zu nehmen. Buddhismus geht in die entgegengesetzte Richtung. Man sollte nicht alles so ernst nehmen, das Leben eher als etwas Vorübergehendes annehmen. Als ich mich anfing, für Buddhismus zu interessieren, gab es vor allem Sannyasins und Hare Krishna. Wenn man schon mit Kleiderzwängen anfängt, ist es bei mir schon vorbei.

Kann man Buddhismus mit anderen Weltreligionen vergleichen?
Eigentlich würden wir sagen, dass Buddhismus noch nicht einmal eine Religion ist. Wenn man das Wort Religion auseinandernimmt, bedeutet es ja „Etwas wieder verbinden“. Man hat etwas verloren, ein Paradies, und man möchte dahin zurück. Aber die Fähigkeit, die Welt als glückbringend und sinnvoll zu erleben, ist immer in uns vorhanden und nur zeitweise durch oberflächliche Schleier verdeckt.

Jürgen Becker sagt: „Religion ist, wenn man trotzdem stirbt“. Stirbt man beim Buddhismus auch?

Christian Bösel
Foto: Privat
Christian Bösel (55) praktiziert seit 23 Jahren Buddhismus, ist Krankengymnast / Physiotherapeut und lebt in Köln.

Der Körper stirbt auch. Aber wir gehen davon aus, dass unser Bewusstsein etwas ist, was sich mit dem Körper verbunden hat und durch ihn arbeitet, so wie der Radiosprecher durch das Radio zu hören ist. Im Sterbensprozess löst sich das Bewusstsein vom Körper und sucht sich eine Situation, in der Samen und Eizelle zusammenkommen. So kann sich das Bewusstsein wieder mit einem Körper verbinden. Solange man die Welt, wie man sie erlebt, ernst nimmt, verursacht man weitere Wiedergeburten. Erst wenn man sich und die eigenen Gefühle wie einen Traum erfahren kann, ist eine Wiedergeburt nicht mehr nötig.

INTERVIEW: LUTZ DEBUS

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