Die schlechte Nachricht zuerst. In Gegenden mit hoher Feinstaubbelastung ist die Lebenserwartung niedriger und das Aufkommen tödlicher Herz- und Atemwegserkrankungen höher. Darüber herrscht Einigkeit unter den Forschenden. Aber auch andere Krankheiten können mit der Feinstaubbelastung zusammenhängen. Umweltmediziner und Diabetes-Spezialisten aus Düsseldorf und Leipzig haben in einer Nachfolgestudie der SALIA- Langzeituntersuchung im Ruhrgebiet festgestellt, dass bei Frauen im Alter von 54/55 Jahren eine höhere Wahrscheinlichkeit herrscht, an Diabetes zu erkranken, falls diese an viel befahrenen Straßen wohnen. Zwar war diese Wahrscheinlichkeit für Frauen mit hohem Bildungsniveau geringer, aber weltweit ist die Rate an Diabetes in Städten höher als auf dem Land. Es existiert also ein genereller Zusammenhang von Luftverschmutzung und der Häufigkeit von Diabetes.
Die Umweltzone ist in der Wissenschaft nicht umstritten
Die politisch so kontroverse Einrichtung von Umweltzonen ist in der Wissenschaft nicht umstritten. Eine Stellungnahme des verbandsübergreifenden Fachausschusses „Feinstäube“ kommt zu dem Ergebnis, dass „Umweltzonen durchaus sinnvoll sind“. Aber man dürfe sich nicht nur auf Richtwerte fixieren, sondern müsse die Zusammensetzung des Feinstaubs untersuchen. Momentan unterscheidet man zwei Arten anhand ihrer Partikelgröße, einen gröberen mit einer Partikelfraktion von 10 Mikrometern (PM10) und einen feineren mit 2,5 Mikrometern (PM2.5). Damit einher gehen unterschiedliche Grenzwerte, nämlich für PM10 ein Tagesmittel von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m3), das an 35 Tagen überschritten werden darf. Die zulässigen Jahresmittel liegen in Deutschland bei 40µg/m3 für PM10 und 25 µg/m3 für PM2.5. Darüber hinaus macht es jedoch einen Unterschied, ob der Feinstaub aus Otto- oder Dieselmotoren stammt. Letztere stoßen mehr Ruß aus. Die Experten empfehlen daher Filter für Nutzfahrzeuge und die Reduktion „nicht verkehrsbezogener“ Emissionen.
Selbstverständlich ist Feinstaub nicht nur in den Ex-Industrieregionen der nördlichen Hemisphäre ein Problem, sondern weltweit. Aber ihr Ausmaß ist schwierig zu bestimmen. Der Anblick von Feinstaub-Messstationen gehört in Deutschland mittlerweile zum Alltag, für viele Regionen in der Welt gibt es jedoch keine direkten Messdaten. Ein kanadisches Forscherteam hat daraufhin eine Methode entwickelt, die auf verschiedene meteorologische Daten zurückgreift, um mittels eines chemischen Modells den Feinstaubgehalt der Luft aus Messdaten über Aerosole ableiten zu können. Das Ergebnis: Mehr als 80% der Weltbevölkerung sind einem Maß an PM2.5-Feinstaub ausgesetzt, das den Richtlinienwert der Weltgesundheitsorganisation von 10 µg/m3 überschreitet. In Ostasien ist die Hälfte der Bevölkerung einem Wert von 35 µg/m3 im Jahresmittel ausgesetzt, in China sind es sogar 80 µg/m3. Deutschland ist, nicht nur was die Feinstaubbelastung angeht, ein privilegiertes Land.
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