Anfang Juni ist Michael Hampe 85 Jahre alt geworden. Der runde Geburtstag fiel mitten in die Corona-Zwangspause. Eigentlich hätte sein „Falstaff“ da noch einmal an der Rheinoper in Duisburg zu sehen sein sollen – und musste dann ausfallen. Nun meldet sich das Urgestein der Opernregie zur Saisoneröffnung an einer seiner wichtigsten ehemaligen Wirkungsstätten, der Oper Köln, mit einer „Zauberflöte“ zurück. Von 1975 bis 1995 war Hampe Kölner Opernintendant – so lange wie niemand vor ihm und auch nicht mehr danach.
Insbesondere mit Mozarts drei Da-Ponte-Opern (Le nozze di Figaro, Don Giovanni und Così fan tutte) beschäftigt sich Hampe seit den 1970ern intensiv. Mit der „Zauberflöte“ widmet er sich nun Mozarts letztem Bühnenwerk, das von der Form her eher einem Singspiel wie „Die Entführung aus dem Serail“ entspricht. Mozart starb 1791 nur zwei Monate nach der Uraufführung. Auch die aktuelle Kölner Produktion der Zauberflöte wird von einem tragischen Todesfall überschattet. Bühnen- und Kostümbildner German Droghetti starb am 16. Juni in Santiago de Chile, wo er seinen Lebensmittelpunkt hatte, unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit mit 62 Jahren. Droghetti und Regisseur Hampe hatten bereits 2015 gemeinsam eine „Bohème“ auf die Kölner Opernbühne gebracht. Die Oper Köln widmet die Neuproduktion der „Zauberflöte“ nun seinem Gedenken.
Regisseur Hampe will Mozarts Spätwerk auch darüber hinaus als Trost in schweren Zeiten verstanden wissen: „In den Instrumenten der Zauberflöte und des Glockenspiels versinnbildlicht sich die Macht der Musik, mit der sich die Welt verändern lässt, und die auch dann Wunder wirken kann, wenn die Gesellschaft eine Krisenzeit durchläuft.“
Tatsächlich finden sich in den bunt zusammengewürfelten Einzelmotiven der Handlung, die Emanuel Schikaneder aus zahlreichen Quellen miteinander verquirlte, unzählige Bezüge und Deutungsmöglichkeiten: Gedankenschwere geistige Themen wie Menschenerziehung, geistige Reifung und Prüfung, männerbündisches Sektierertum, das Übernehmen von Verantwortung und der maßvolle Umgang mit Macht werden abgehandelt, und zugleich kommt die Musik theaterwirksam leicht daher. Dirigiert wird das Gürzenich-Orchester von Christoph Gedschold.
Die Zauberflöte | R: Michael Hampe | 3., 25.10., 1., 8.11. je 18 Uhr, 7., 8., 9., 13., 14., 16., 17., 21., 23., 24., 28., 29.10., 4., 6.11. je 19.30 Uhr, 11., 18.10. je 16 Uhr | Oper Köln | 0221 221 28 400
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