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Dreh einer lange erwarteten Fortsetzung: Philippe de Chauveron am Set von „Monsieur Claude 2“
Foto: Presse

„Ich möchte mich nicht zensieren lassen“

02. April 2019

Philippe de Chauveron über „Monsieur Claude 2“ – Gespräch zum Film 04/19

Philippe de Chauveron wurde 1965 in Paris geboren. Nachdem er sein Filmdiplom erlangt hatte, arbeitete er zunächst als Drehbuchautor. 1999 führte er bei „Les Parasites“ zum ersten Mal Regie. „Monsieur Claude und seine Töchter“ avancierte 2014 zu einem Riesenerfolg, den in Frankreich über 12 Millionen und hierzulande knapp 4 Millionen Kinobesucher sahen. Fünf Jahre später hat de Chauveron nun eine Fortsetzung inszeniert: „Monsieur Claude 2 – Immer für eine Überraschung gut“ startet am 4. April.

trailer: Monsieur de Chauveron, in Frankreich haben den Film schon über sechs Millionen Menschen gesehen. Hatten Sie diesen Erfolg für die Fortsetzung des Kinohits erwartet?
Philippe de Chauveron: Nein, ein Erfolg ist einem auch in solch einem Fall nie sicher. Aber alle, die Produzenten, die Schauspieler und das Publikum, haben nach dem großen Erfolg von „Monsieur Claude und seine Töchter“ schon sehr bald gefragt, wann die Fortsetzung kommt. Die Erwartungen waren da schnell sehr hoch. Aber ich wollte mir bewusst Zeit lassen, bis ich eine gute Idee für einen zweiten Teil hatte. Die Fortsetzung sollte nicht um ihrer selbst willen entstehen, sondern wirklich auch eine gute Geschichte erzählen, deswegen hat das nun fünf Jahre gedauert.

Wann waren Sie und Ihr Co-Autor Guy Laurent dann der Ansicht, dass die Geschichte der Fortsetzung rund ist und in Angriff genommen werden kann?
Sowohl Guy als auch ich waren zunächst in andere Projekte involviert. Als wir dann auf die Idee kamen, dass die vier Schwiegersöhne alle wegwollen aus Frankreich, nahm die Fortsetzung Konturen an. Zum einen konnten wir damit herausstellen, was am heutigen Frankreich lebenswert ist, zum anderen konnten wir damit auch Parallelen zum ersten Teil aufbauen, in dem es um die vier Hochzeiten ging. Das ist auch die Ironie des Ganzen: Claude hätte sich im ersten Teil seiner vier Schwiegersöhne am liebsten entledigt und im zweiten Teil versucht er nun, sie dazu zu bewegen, ihn nicht zu verlassen.

Es ist Ihnen tatsächlich gelungen, alle Darsteller des Originals wieder an Bord zu holen. War das eine große terminliche Herausforderung?
Das funktionierte nur, weil wir alle Darsteller sehr frühzeitig vorgewarnt hatten. Schon ein Jahr im Voraus hatten wir sie darum gebeten, im nächsten Jahr zwischen April und Juni keine anderen Verpflichtungen zu übernehmen. Das war natürlich nicht einfach, weil sie alle an den verschiedensten anderen Projekten gearbeitet haben, aber sie haben sich dann alle diese Zeit freigehalten oder am Ende frei geräumt.

Genau wie der erste Teil ist auch dieser Film eine gelungene Ensemblekomödie. Einige der Darsteller sind aber bekannter als andere. Konnten sich dennoch alle der Geschichte unterordnen?
Das war tatsächlich überhaupt kein Problem. Jeder kannte ja seine Figur bereits aus dem ersten Teil und alle haben sich so gefreut, sich wieder zu treffen und erneut miteinander zu spielen, dass es für mich als Regisseur sehr einfach war. Natürlich sind einige mittlerweile deutlich bekannter als andere, aber beim Dreh des ersten Films sind zwischen ihnen wahre Freundschaften entstanden, weshalb es da überhaupt keine Probleme gab.

Im Film geht es um die Vor- und Nachteile Frankreichs. Was lieben Sie persönlich besonders an Ihrem Land und worauf könnten Sie gerne verzichten?
Das ist eine schwierige Frage. Ich bin ein Gewohnheitsmensch und in Paris geboren. Ich habe mein Leben lang in dieser Stadt gelebt und liebe meine Gewohnheiten. Ich bin ein wenig genervt von den Personen, die sich immerzu über alles beklagen. Aber da nehme ich mich selbst nicht aus, denn auch ich bin Teil dieser Mentalität. Ich glaube, erst wenn sich in Frankreich niemand mehr über etwas beklagt, dann ist das ein Zeichen, dass es dem Land wirklich schlecht geht. Aber ich liebe unser Essen und unseren Wein und natürlich auch unsere wunderschönen Landschaften. Außerdem liebe ich unser Land, weil es ein Land der Komödie ist und ich die Komödie liebe.

Dann sind Sie als geborener Pariser wohl eher ein Stadtmensch oder hätten Sie auch einmal das Bedürfnis, in die Provinz zu ziehen, wie Monsieur Claude und seine Frau?
Nein, ich bin auf keinen Fall ein Landmensch. Ich fahre da immer mal wieder ganz gerne hin, aber immer nur ganz kurz, weil ich ein echtes Problem mit Insekten habe – deswegen käme es für mich nicht in Frage, dort dauerhaft zu leben.

Politische Korrektheit und das Vermeiden von Fettnäpfchen spielen im Film eine große Rolle. Haben Sie es satt, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, damit alles politisch korrekt bleibt?
Nein, ich lege meine Worte nicht auf die Goldwaage, weil ich mich auch nicht zensieren lassen möchte. Natürlich sind manche Leute deswegen auch schockiert. Aber dafür gibt es auch in der Vergangenheit Beispiele: Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“ hat damals zu großer Aufregung geführt, aber von solchen Ansichten sollte man sich keineswegs unter Druck setzen lassen.

Eine der Stärken des Films besteht darin, Themen wie der Religion oder der Flüchtlingsproblematik mit Humor zu begegnen. Worin liegt Ihr Geheimnis, dass sie hier stets den richtigen Ton treffen?
Ich versuche immer, Empathie für meine Figuren zu schaffen. Ich möchte sie sympathisch gestalten, dass man mit ihnen mitfühlen kann. Claude Verneuil kann in seinem Handeln manchmal ätzend sein, aber das Publikum mag ihn irgendwie trotzdem. Ich glaube nicht, dass es da irgendein Geheimnis gibt, ich versuche einfach, meine Figuren nach diesen Kriterien zu gestalten.

Claude Verneuil genießt seinen Ruhestand mit seinem Hobby des Biografienschreibens. Haben Sie sich auch schon Gedanken gemacht, welchem Hobby Sie nachgehen wollen, wenn sie einmal keine Filme mehr drehen?
Nett, dass Sie schon an meine Rente denken! Obwohl es so etwas wie Rente für Regisseure eigentlich gar nicht gibt. Manoel de Oliveira hat noch mit über 100 Jahren Filme gedreht. Da ich aufgrund der Insekten auch nicht aufs Land ziehen kann, werde ich wohl bis zu meinem Lebensende in Paris bleiben und Filme drehen.

Dies war bereits der dritte Film, den Sie mit Christian Clavier realisiert haben. Sind Sie bereits ein eingespieltes Team?
Ja, wir kennen uns jetzt bereits seit einigen Jahren. Christian Clavier war schon immer ein Schauspieler, den ich sehr bewundert habe. Er hat mir bei unserer ersten gemeinsamen Arbeit bereits Vertrauen geschenkt, und er ist ein Schauspieler, den man sehr einfach leiten kann. Er ist ein Genie der Komödie, dem man nur ganz wenige Hinweise geben muss, damit er das Beste aus einer Szene herausholt. Das war wirklich sehr einfach.

Interview: Frank Brenner

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