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Zoopädagogin Judith Becker und die stellvertretende Direktorin Kerstin Schulze
Foto: Anouk Stelmach

Korallensterben hautnah

29. August 2024

Teil 1: Lokale Initiativen – Meeresschutz im Tierpark und Fossilium Bochum

„Nachhaltige Bildungsarbeit ist eines unserer wichtigsten Unternehmensziele“, sagt Kerstin Schulze, stellvertretende Zoodirektorin des Bochumer Tierparks. Seit diesem Jahr ist der Tierpark eines von 32 nordrhein-westfälischen BNE-Regionalzentren (BNE = Bildung für nachhaltige Entwicklung). Die Zentren laden ein, sich anschaulich und lebensnah mit den Herausforderungen einer nachhaltigen Lebensweise auseinanderzusetzen. In Bochums Tierpark und Fossilium leben rund 4.000 Tiere aus über 300 Arten, die Lebensräumen in aller Welt entstammen. Jährlich besuchen bis zu 350.000 Menschen den Tierpark.

Woher kommen Fischstäbchen?

Auch dem Wasser und dem Meer widmet der Tierpark Schwerpunkte, die darauf aufmerksam machen, wie sehr alltägliche Entscheidungen mit jenen Lebensräumen in Zusammenhang stehen.

„Das fängt mit der Frage an: Welche Fischstäbchen esse ich heute Nachmittag und geht weiter mit der Frage: Brauche ich wirklich eine Plastiktüte für meinen Einkauf?“, erklärt Judith Becker, Abteilungsleiterin für Zoo- und Museumspädagogik. Diesen Fragen widmen sich die Workshops und Führungen, die sich an Kindern und Jugendliche genauso richten, wie an Erwachsene. Es gehe darum, aufzuklären – nicht darum, den moralischen Zeigefinger zu erheben. Ein Bewusstein dafür, wie sehr das eigene Verhalten auch entfernte Lebensräume beeinflusst, schaffe nicht zuletzt die Begegnung mit den Tieren. Die Humboldt-Pinguine beispielsweise stehen auch für ihre in Wildnis lebenden Artgenossen, die an der Pazifikküste Südamerikas unter Überfischung, Plastikmüll und Bauprojekten leiden. Schulklassen buchen vor einer Fahrt an die Nordsee oft den Workshop „Lebensraum Wattenmeer“. Die unter anderem aus der Nordsee stammenden Seehunde können sie hier im Tierpark antreffen.

Müllstrudel im Aquarium

Beim Besuch der Aquarienlandschaft fällt eine lila-pink-leuchtende Säule im Eingangsbereich auf. Hier drin haben bis vor Kurzem noch Kaltwasserfische gelebt. Doch das Kühlen des Wassers verbrauchte zu viel Energie, die Fische leben nun im Berliner Aquarium. In Bochum haben sie Platz gemacht für einen „Müllstrudel“. Die Installation symbolisiert die katastrophale Verschmutzung des Meeres. So treibt vor der kalifornischen Küste der Pazifische Müllstrudel, der mittlerweile viermal so groß wie Deutschland ist und aus zehntausenden Tonnen Plastikmüll besteht. Viele Besuchende hören zum ersten Mal davon. „Manchmal hört man die Kinder ihre Eltern fragen, was das denn überhaupt ist, wenn sie vor dem Strudel stehen. Dann geraten die Eltern meistens in Erklärungsnot“, so Schulze. Informationsposter helfen dann weiter.

Auf bezeichnende Weise ist auch der Klimawandel im Zoo angekommen: In den heißer gewordenen Sommern müssen die tropischen Aquarien nun gekühlt werden, um die Lebensbedingungen der hier lebenden Korallen aufrechtzuerhalten. Sie würden sonst, ähnlich wie Korallen im freien Meer, an den Folgen des Klimawandels zugrundegehen.

Bald über Vergangenes sprechen

Der Tierpark plant eine Ausstellung über „Altmunition in Nord- und Ostsee“. Laut Umweltbundesamt liegen rund 1,6 Millionen Tonnen Munition und über 5.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe insgesamt auf dem Grund von Nord- und Ostsee, Altlasten des Zweiten Weltkriegs, die bis heute Umwelt und Mensch schaden. Unter dem Aspekt „Meeresschutz und Frieden“ soll die Ausstellung auch den Zusammenhang zu gegenwärtigen Konflikten und Kriegen herstellen.

Anouk Stelmach

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