Musical-Tickets für den Gabentisch
Sehenswerte Inszenierungen auch für reiselustige (Musical-)Fans – Musical in NRW 12/15
Es muss nicht immer etwas „Praktisches“ unter dem Weihnachtsbaum liegen, es kann auch mal etwas für einen gemeinsamen Abend sein: zum Beispiel eine Einladung ins Musical. Vielleicht verbunden mit einem Wochenendausflug mit Einkaufsbummel und Restaurantbesuch. Auf jeden Fall bieten die Theater (nicht nur) in NRW eine Menge sehenswerter Inszenierungen an, für die sich jeder Weg lohnt.
Fangen wir in Krefeld an, dessen Theater immer wieder mit außergewöhnlichen Musical-Inszenierungen überrascht. Diesmal schickt Gastregisseur Roland Hüve Marlene, Judy und Marilyn auf die Bühne, lässt die drei Hollywood-Diven sich in einer Theater-Garderobe treffen und zwischen Schminktisch und Kleiderständer in Erinnerungen schwelgen. Dabei singen sie ihre bekanntesten Songs, die ihnen Broadway-Legenden wie Cole Porter, George Gershwin und Harold Arlen wie auf den Leib geschrieben haben.Susanne Seefing schlüpft dabei in die Rolle von Marlene Dietrich, Gabriela Kuhn leiht Judy Garland ihre Stimme und Debra Hays füllt das Sex-Idol Marilyn Monroe mit Leben. Begleitet von einer 4-köpfigen Jazzband unter der Leitung von Heinz Hox bringen sie mehr als einen Hauch vom Broadway an den Niederrhein: Mit dieser wunderbaren Show könnten sie glatt große Hallen füllen – That‘s Entertainment!
Broadway-Qualität ist auch am Metronom-Theater in Oberhausen zu Gast – zumindest, was das Bühnen- und Kostümbildvon Maria Björnson für „Das Phantom der Oper“ angeht. Beide sinddie heimlichen Stars des Abends, die dieoffen zu Tage tretenden Schwächen des Musicals – vor allem die dramaturgisch unglaubwürdig entwickelte Dreiecksbeziehung zwischen dem Phantom, Christine und Raoul sowie AndrewLloyd Webberszwar perfekt, aber ohne Seele abgekupferten Kompositionen aus Popmusik und romantischer Oper– bisweilen vergessen lassen. Auf jeden Fall macht das „Phantom“ neugierig auf die gerade in Hamburg angelaufene Fortsetzung „Love Never Dies“. Da kann man sich nun selbst ein Bild machen, ob die am Londoner Westend zu Recht gefloppt ist oder unterschätzt wurde. Ich finde, die Rückkehr des Phantoms kann durchaus mit dem ersten Teil mithalten.
Womit wir bei den beliebten Musical-(Pauschal-)Reisen wären: Auch an den Main sollte man fahren. Ins English Theatre in Frankfurt, an demRyan McBride mit einem bis in die Nebenrollen hinein fulminant aufspielenden, tanzenden und singenden Ensemble „The Life“ inszeniert hat, das wie eine realistische Version von Cy Colemans erstem Musical aus dem Nutten-Milieu („Sweet Charity“) daherkommt: Diedesillusionierte Hure Sonja kommentiert ironisch das Drama, in dem ihre Kollegin Queen in die Hände eines brutalen Zuhälters gerät – bis es zum tödlichen Showdown kommt.Eingebettet ist alles in Colemans jazzige Partitur, in der sich schöne Balladen, stimmungsvoller Blues und explosive Show-Stopper abwechseln, die das Herz schmelzen und die Beine mitwippen lassen.
„Marlene, Judy, Marilyn – Endstation Hollywood“ | Di 22.12.19.30 Uhr, So 17.1. 16 Uhr | Theater Krefeld | www.theater-kr-mg.de
„Das Phantom der Oper“ | Do-So 19 Uhr, Di/Mi 18.30 Uhr | Stage Metronom Theater, Oberhausen | www.stage-entertainment.de
„The Life“ | Di-Sa 19.30 Uhr, So 18 Uhr | The English Theatre Frankfurt | www.english-theatre.de
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