Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.584 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Blick über die „Stadt der Arbeit“ Gelsenkirchen
Foto: Philipp Jüttner

Stolze Malocher und fehlende Maloche

15. September 2021

Gelsenkirchen – „Stadt der Arbeit“ – Oper in NRW 09/21

Welchen Wert hat Arbeit? Ist die Arbeit desjenigen mehr wert, der 4000 Euro im Monat „verdient“ als die von jenem, der nur 450 bekommt? Und warum?

Die Fragen, die Texter Ulf Schmidt und Regisseur Volker Lösch in ihrem Musiktheaterprojekt „Stadt der Arbeit“ stellen, sind omnipräsent in einer Stadt wie Gelsenkirchen. „Es gibt schon eine spezifisch Gelsenkirchenerische Mentalität: ein hohes Arbeitsethos, ein besonderer Stolz auf die Arbeitertraditionen“, sagt Anna Chenormordik, Chefdramaturgin am Musiktheater im Revier. „Aber das passt absolut nicht zur Realität; dazu, dass es vermutlich in Städten wie Gelsenkirchen nie wieder eine Vollbeschäftigung geben wird.“ Das Musiktheater will diese Realität auf die Bühne holen – ganz nach dem Lebensmotto des Regisseurs Volker Lösch: „Kunst ohne Anbindung an das Draußen, an die Zeit, in der ich lebe, finde ich sinnlos.“

Lösch holt „das Draußen“ mit Laiendarstellern auf die Bühne: Laien, die nicht nur schmückendes Beiwerk sind, sondern Hauptrollen spielen. 15 Laien und nur 4 professionelle Darsteller werden es sein – allesamt Leute, die einen besonderen persönlichen Bezug zu Arbeit und auch zu Arbeitslosigkeit haben. Etwa Leute, „die aus dem Arbeitsleben ausgeschieden wurden“, wie es Dramaturgin Chernomordik formuliert, oder solche, die „in Beschäftigungsmaßnahmen sinnlose Arbeit verrichten, damit die Gesellschaft sieht: Die Menschen sind beschäftigt.“

Ein gesamtgesellschaftliches Problem“

Das gesamte Stück ist aus den Geschichten der Darsteller entstanden. Etwa Geschichten über absurde Situationen in Jobcentern. „ Unser Texter Ulf Schmidt hat diese Geschichten aufgegriffen und verarbeitet. Vor den Ferien haben wir schließlich damit angefangen, diese Texte zu schleifen und zu schauen: Was funktioniert und was nicht“, berichtet Chernomordik aus den Proben. Ziel des Ganzen: „Wir wollen zeigen, dass das keine Einzelfälle sind. Es gibt ein gesamtgesellschaftliches Problem.“

Wie das Stück endgültig aussehen wird, entscheidet sich in vielen Details noch bis zur Premiere. Das gilt auch für die musikalische Seite, denn „Stadt der Arbeit“ ist ein Musiktheater-Stück. „Es wird eine große Collage mit Paraphrasen von Wagner und Schostakowitsch über Schlager und Popmusik bis zu Deutschrap“ beschreibt Chernomordik. Musikalischer Leiter, Bandleader und Arrangeur ist Michael Wilhelmi, der bereits vor sechs Jahren beim „Schalke-Oratorium“ am Dirigentenpult stand.

Stadt der Arbeit | R: Volker Lösch | Premiere (neuer Termin, Karten für den 25.9. bleiben gültig): Fr 8.10. 19.30 Uhr | Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen | 0209 409 72 00

Karsten Mark

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Heretic

Lesen Sie dazu auch:

Goldene Flügel der Sehnsucht
Großes biblisches Drama: „Nabucco“ an der Oper Köln – Oper in NRW 12/24

Triumph der Güte?
„La Cenerentola“ in Essen und Hagen – Oper in NRW 12/24

Besiegt Vernunft die Leidenschaft?
„Orlando“ an der Oper Köln – Oper in NRW 11/24

Unerwartet Kaiserin
„Der Kreidekreis“ in Düsseldorf – Oper in NRW 11/24

„Was dieser Mozart gemacht hat, will ich auch machen“
Komponist Manfred Trojahn wird 75 Jahre alt – Interview 10/24

Horror und Burleske
Die Spielzeit 24/25 am Gelsenkirchener MiR – Oper in NRW 07/24

„Das ist fast schon eine Satire“
Alexander Becker inszeniert „Die Piraten von Penzance“ am Opernhaus Dortmund – Premiere 07/24

Opern-Vielfalt am Rhein
„Nabucco“ eröffnet in Düsseldorf die Spielzeit 2024/25 – Oper in NRW 06/24

Welt ohne Liebe
„Lady Macbeth von Mzensk“ am Theater Hagen – Oper in NRW 05/24

„Erstarrte Konzertrituale aufbrechen“
Interview mit dem Direktor des Dortmunder Festivals Klangvokal, Torsten Mosgraber – Interview 05/24

Die Gefahren der Liebe
„Die Krönung der Poppea“ an der Oper Köln – Oper in NRW 05/24

Der Ring und ein schwarzer Berg
Wagner-Kosmos in Dortmund zu „Mythos und Wahrheit“ – Oper 05/24

Oper.

HINWEIS