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Aus Deutschlands erstem Nachkriegskabarett: Das Ensemble Kom(m)ödchen aus Düsseldorf
Foto: Christian Rolfes

Sternstunden des Kabaretts

16. Juli 2012

Ausstellung neben dem Spiegelzelt am U - Kunst in NRW 07/12

Mainz und Dortmund: Beide Städte verbindet nicht nur der Name Jürgen Klopp. In diesen Tagen sind sie auch Zentren des deutschen Kabaretts. Mainz ohnehin, denn dort steht, inmitten einer weiten Fußgängerzone, der Walk-of-Fame des deutschsprachigen Kabaretts. Um einen „Stern der Satire“ herum blitzen dort 74 Namen der deutschen Kabarettgeschichte am Boden auf. Zu neuem Leben dürften viele der Namen in diesen Tagen in der Galerie neben dem Dortmunder Spiegelzelt geweckt werden. In der Ausstellung „Drum verändert das System“ lässt man deutsche Kabarettgeschichte Revue passieren, von der Nachkriegszeit bis ins 21. Jahrhundert.

Bereits bei der letzten Auflage des Festivals „Ruhrhochdeutsch“ wurde die Idee eines temporären Kabarettmuseums aufgegriffen. Gesellschaftkritik und Satire von einer Zensur in die andere, von der Kaiser- bis zur NS-Zeit, stand damals im Vordergrund. Die jetzige Schau folgt ebenfalls dem Selbstverständnis des Kabaretts und ist ganz an den politischen Geschehnissen orientiert. Vom „Kabarett im Kalten Krieg“ geht es in das „Kabarett zwischen den Ideologien“ zum „Kabarett in Wendezeiten“. Das halbe Jahrhundert hält Bild- und Tonaufnahmen, Fotographien und Anekdoten zu Meistern der messerscharfen Zunge wie Hans-Dieter Hüsch und Georg Kreisler oder Helden der jungen Fernsehgeschichte wie Heinz Erhardt bereit. Auch die Rolle der Frauen im Kabarett war stets eine Besondere. Sei es Valeska Gert oder Lore Lentz, die Gründerin des ersten deutschen Nachkriegskabaretts mit dem Kom(m)mödchen in Düsseldorf - die musikalische und sprachliche Virtuosität des Kabaretts lebte auch von diesen weiblichen Ausnahmeerscheinungen.

Schließlich finden sich zahlreiche bekannte Gesichter wie Wilfried Schmickler, Gerhard Polt oder Volker Pispers wieder. Doch auch hier bietet der historische Rahmen der Ausstellung neues und betont die Brisanz und den Erfindungsreichtum der Künstler. Man sollte dies nicht vergessen: „Kabarett“ ist ursprünglich „cabaret“, was französisch so viel wie „Schenke“ heißt. Die Tatsache, dass Kabarettveranstaltungen heute große Hallen füllen, zeugt von dem nimmer satten Bedürfnis nach einer künstlerischen Abrechnung mit den Denkern und Lenkern der Macht.

Die Schau ist gratis und bis zum 2. September zu sehen.

„Drum verändert das System“ in der Galerie neben dem Spiegelzelt am Dortmunder U I 28.6.-2.9. 2012 I Mo-Fr je 10-20 Uhr I Infos: 0231 50 277 10

Andreas Helmig

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