Mainz und Dortmund: Beide Städte verbindet nicht nur der Name Jürgen Klopp. In diesen Tagen sind sie auch Zentren des deutschen Kabaretts. Mainz ohnehin, denn dort steht, inmitten einer weiten Fußgängerzone, der Walk-of-Fame des deutschsprachigen Kabaretts. Um einen „Stern der Satire“ herum blitzen dort 74 Namen der deutschen Kabarettgeschichte am Boden auf. Zu neuem Leben dürften viele der Namen in diesen Tagen in der Galerie neben dem Dortmunder Spiegelzelt geweckt werden. In der Ausstellung „Drum verändert das System“ lässt man deutsche Kabarettgeschichte Revue passieren, von der Nachkriegszeit bis ins 21. Jahrhundert.
Bereits bei der letzten Auflage des Festivals „Ruhrhochdeutsch“ wurde die Idee eines temporären Kabarettmuseums aufgegriffen. Gesellschaftkritik und Satire von einer Zensur in die andere, von der Kaiser- bis zur NS-Zeit, stand damals im Vordergrund. Die jetzige Schau folgt ebenfalls dem Selbstverständnis des Kabaretts und ist ganz an den politischen Geschehnissen orientiert. Vom „Kabarett im Kalten Krieg“ geht es in das „Kabarett zwischen den Ideologien“ zum „Kabarett in Wendezeiten“. Das halbe Jahrhundert hält Bild- und Tonaufnahmen, Fotographien und Anekdoten zu Meistern der messerscharfen Zunge wie Hans-Dieter Hüsch und Georg Kreisler oder Helden der jungen Fernsehgeschichte wie Heinz Erhardt bereit. Auch die Rolle der Frauen im Kabarett war stets eine Besondere. Sei es Valeska Gert oder Lore Lentz, die Gründerin des ersten deutschen Nachkriegskabaretts mit dem Kom(m)mödchen in Düsseldorf - die musikalische und sprachliche Virtuosität des Kabaretts lebte auch von diesen weiblichen Ausnahmeerscheinungen.
Schließlich finden sich zahlreiche bekannte Gesichter wie Wilfried Schmickler, Gerhard Polt oder Volker Pispers wieder. Doch auch hier bietet der historische Rahmen der Ausstellung neues und betont die Brisanz und den Erfindungsreichtum der Künstler. Man sollte dies nicht vergessen: „Kabarett“ ist ursprünglich „cabaret“, was französisch so viel wie „Schenke“ heißt. Die Tatsache, dass Kabarettveranstaltungen heute große Hallen füllen, zeugt von dem nimmer satten Bedürfnis nach einer künstlerischen Abrechnung mit den Denkern und Lenkern der Macht.
Die Schau ist gratis und bis zum 2. September zu sehen.
„Drum verändert das System“ in der Galerie neben dem Spiegelzelt am Dortmunder U I 28.6.-2.9. 2012 I Mo-Fr je 10-20 Uhr I Infos: 0231 50 277 10
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Grinsen, griemeln und genießen
„RuhrHOCHdeutsch“ auf vollen Touren – Komikzentrum 07/13
Der Schleudergang für Lachmuskeln
Nightwash im Dortmunder Spiegelzelt am U - Theater Ruhr 07/12
Die schönste Sprache von der Welt
Festival Ruhrhochdeutsch am Dortmunder U ist gestartet - Bühne 06/12
Von A wie Rotermund bis Z wie Wenzel
Im Spiegelzelt am Dortmunder U-Turm wird RuhrHochDeutsch“ gesprochen - Komikzentrum 07/12
Richter daheim
Gerhard Richter im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 11/24
Menschen allein
Lars Eidingers Ausstellung „O Mensch“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/24
Noch gemalt
„Zwischen Pixel und Pigment“ in Herford und Bielefeld – Kunst in NRW 09/24
Farbe als Ereignis
Katharina Grosse im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 07/24
Farbe an Farbe
Otto Freundlich und Martin Noël in Bergisch Gladbach – Kunst in NRW 06/24
Am Anfang der Abstraktion
Hilma af Klint und Wassily Kandinsky in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/24
Glaube und Wissenschaft
Louisa Clement im Kunstmuseum Bonn – Kunst in NRW 04/24
Das eigene Land
„Revisions“ im Rautenstrauch-Joest-Museum Köln – Kunst in NRW 03/24
Ritt durch die Jahrhunderte
Die Neupräsentation im Kunstpalast in Düsseldorf – Kunst in NRW 02/24
Ende eines Jahrhunderts
George Minne und Léon Spilliaert in Neuss – Kunst in NRW 01/24
Puls des Lebens
Chaïm Soutine im K20 in Düsseldorf – Kunst in NRW 12/23
Ganz leicht
Christiane Löhr im Bahnhof Rolandseck – Kunst in NRW 11/23
Die stille Anwesenheit der Dinge
Cornelius Völker im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 10/23
Aus anderer Perspektive
Szenenwechsel der Sammlung im K21 in Düsseldorf – Kunst in NRW 09/23
Kunst und Umgebung
„Produktive Räume“ in Haus Lange Haus Esters in Krefeld – Kunst in NRW 08/23
Dialog auf Gegenseitigkeit
„yours truly,“ im Museum Schloss Morsbroich – Kunst in NRW 07/23
Malerei im Fluss
Jan Kolata in Ratingen und in Düsseldorf – Kunst in NRW 06/23
Farben des Lichts
Etel Adnan im K20 in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/23
Kunst aus Worten und Sätzen
Jenny Holzer im K21 in Düsseldorf – Kunst in NRW 04/23
Draußen, im Licht
Die Ölstudie im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 03/23
Draußen, immer
Ein Skulpturenprojekt in Monheim – Kunst in NRW 02/23