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„They might be Giants“
Foto: Axel Largo

Berge versetzen

28. Februar 2013

Das Erfolgsrezept der Nachwuchsprojekte von Cocoon Dance – Tanz in NRW 03/13

Begonnen hat alles mit einer „tollen Grundschullehrerin“. Die unterrichtete die kleine Tochter von Rafaele Giovanola und Rainald Endraß, die zur Künstlerischen Leitung von Cocoondance Company gehören. Die Lehrerin wollte eine Projektwoche zum Tanz veranstalten. Die beiden Eltern entwickelten Ideen und entdeckten, „dass man den Kindern viel geben kann“. Vorausgesetzt, man begegnet ihnen offenen Auges, als gleichberechtigtes Gegenüber. „Wir versuchen, mit den Kindern wie mit professionellen Künstlern zu arbeiten“, erklärt Rafaele Giovanola und fügt hinzu „die kleinen Darsteller nehme ich ganz ernst.“ Ein scheinbar einfaches Konzept der Bonner, das doch selten praktiziert wird, aber in diesem Fall große Aufmerksamkeit erregte.

Inzwischen wird die von Cocoondance gegründete Junior Company vom Landschaftsverband Rheinland (LVR), dem Land NRW, RheinEnergie und jetzt auch von der Kulturstiftung des Bundes unterstützt. Rafaele Giovanola stellt kleinen und großen Tänzern die gleichen Aufgaben. Die Antworten, die sie bekommt, fallen aber sehr unterschiedlich aus; während die Profis mit Virtuosität zu überzeugen versuchen, „bleiben die Kinder in ihrem Ausdruck einfach und klar. Manchmal hat man den Eindruck, sie beschreiben eine Skizze von etwas. Es ist faszinierend, die Einfachheit zu sehen, mit der sie Aufgaben lösen. Und wie schön ist es, wenn jemand einfach nur da steht“, schwärmt sie. Die Choreographin lässt die Kinder, die im Alter zwischen 7 und 16 Jahren sind, improvisieren. „Was sie später auf der Bühne zeigen, ist ihr Material, deshalb fühlen sie sich wohl. Sie sind sie selbst und müssen nicht eine fremde Rolle spielen“, erklärt sie.

Gleichwohl verlangt die Choreographin ihrer 28köpfigen Junior-Truppe viel ab, denn bis zum letzten Moment vor dem Bühnenauftritt wird an der Inszenierung gefeilt.

Sie mag sich von den Ambitionen einer Regisseurin auch nicht ganz verabschieden, wenn sie gesteht, dass sie sich schon wünscht, die Kids wären manchmal ein wenig ehrgeiziger und dafür ein bisschen weniger cool in ihrem Auftreten. Die aktuelle Truppe der Produktion „They might be Giants“ wurde zum Beispiel nicht gecastet, sondern diesmal haben sich die Schüler ihre Choreographin selbst ausgesucht. Sicher gibt es unter den 28 Teilnehmern solche mit mehr oder weniger Talent. „Auf den ersten Blick gibt es manche, die nicht begabt sind, aber man findet bei jedem etwas, das ihm gelingt“, sagt Rafaele Giovanola, und man spürt die Überzeugung, dass sie genau diese verborgene Fähigkeit ans Licht holen wird.

Sie weiß denn auch um ihre eigene Belohnung. Die Kinder verstehen sich gut, auch wenn es in Alter, Herkunft und Schulform große Unterschiede gibt, flammt keine Rivalität auf. „Mir gibt die Kompanie tatsächlich die Hoffnung für eine bessere Welt, die Kindere zeigen mir, dass es möglich ist, sich zu verstehen. Allerdings muss man wissen, dass es bei Kindern immer Überraschungen gibt und eine Arbeitseinheit nie genau so abläuft, wie man es sich vorgestellt hat. Aber die Ansprache der professionellen Choreographin verändert Verhalten und Motivation der Kinder, und plötzlich spüren alle, dass es möglich ist, Berge zu versetzen.

Programm, Workshopangebote, aktuelle Termine von „They might be Giants“: www.cocoondance.de

Thomas Linden

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