Es ist kalt in den Ateliers der Wachsfabrik im Kölner Süden. Deshalb muss erst einmal der große Ofen in der Werkstatt des Künstlers miegL angeworfen werden. Was es mit dem Pseudonym miegL auf sich hat, weiß niemand und miegL selbst verrät es nicht. Aber diese eigenartige Buchstabenkombination steht seit vielen Jahren als Markenzeichen für exquisite Bühnenbilder in NRWs Freier Tanzszene. miegL hat sowohl in Asien Produktionen realisiert als auch in Afrika. Dort, in Kinshasa, zog er sich im letzten Jahr eine Malariaerkrankung zu, von der er sich nur langsam erholt. Was ihn aber nicht davon abhält, in einigen Wochen wieder zum Internationalen Tanzfestival „Me-Ya-Be“ in den Kongo zu reisen.
Eigentlich ist miegL Maler und Bildhauer, aber irgendwann verlangte die künstlerische Entwicklung den Schritt in die nächste Dimension, so bezeichnet er seine bühnenbildnerische Arbeit als „interdisziplinäre Installationen“. Die Malerei stellt für ihn eine Erzählung dar, die er sich selbst erzählt. „Ich veräußere das Ergebnis, das dann entweder zu den Menschen spricht oder nicht.“ Wenn er jedoch ein Bühnenbild konstruiert, „dann entsteht ein Spiel mit den Möglichkeiten und Fantasien der anderen.“ Das ist wörtlich zu nehmen, denn zu miegLs Markenzeichen gehören transparente Effekte. Dieses Locken und Verweigern voyeuristischer Neugier verleiht dem flüchtigen Element der Bewegung Ausdruck. Der Körper wird zum Faszinosum, das sich unseres Zugriffs entzieht.
„Die Grundidee zu einem Bühnenbild entsteht immer in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Choreographin“, erklärt miegL. Oftmals ist das Ilona Paszthy, mit der er die Kompagnie Iptanz gründete, die vom Land NRW konzeptionsgefördert wird. Die Abwesenheit des Körpers in Zeiten der Digitalisierung begegnet Iptanz mit der Betonung sinnlicher Unmittelbarkeit. Die steht immer in Verbindung mit der Vergänglichkeit des Körpers. So beschäftigt sich etwa die aktuelle Produktion „absence#3“ mit der Luft und der Frage, wie wir uns im Raum bewegen und dabei Luft verdrängen. miegL liebt das Spiel mit der Wahrnehmung, lustvoll arbeitet er mit transparenten Folien und Nebel. „Ich mag das Wagnis, nicht zu wissen, wie der Hase läuft. Das ist es, was mich in der Arbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern reizt“, sagt er und fügt hinzu: „In der Freien Tanzszene wird halt geil experimentiert“.
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