„Ich liebe das Format des Solos, weil es auf besondere Weise auszudrücken vermag, was gerade in uns passiert. Das ist wichtig in einer Zeit, in der so viele unglaubliche Dinge in der Welt geschehen“, meint Daniela Ebert. Sie gehört dem Team um Rafaële Giovanola und Rainald Endraß der CocoonDance Company an. CocoonDance hat das Internationale Bonner Tanzsolofestival ins Leben gerufen. Inzwischen wurde die Kompanie mit dem „Faust“ – einer der bedeutendsten Auszeichnungen im Bereich der darstellenden Künste – geehrt. Der Ruhm machte die Truppe zu begehrten Kandidaten für Gastspielangebote. So entschied man gemeinsam, dass nun Daniela Ebert das 8. Festival kuratieren soll.
Dem Programm stellte sie mit dem Motto „Bruchlinien“ einen aktuellen Bezug zur Verfügung. Klug ist diese Entscheidung, weil sich der Tanz als oftmals unterschätzter Seismograph gesellschaftlicher Entwicklungen derzeit wieder von seiner politischen Seite zeigt. Das geschieht nicht plakativ, sondern etwa mit dem Blick einer jungen Tanzkünstlerin wie der Belgierin Zoë Demoustier auf die Konflikte unserer Gegenwart. Die werden uns immer medial zubereitet. Der Vater von Zoë Demoustier war Kriegsreporter, daher fragt sie sich in ihrer Choreographie „Unfolding an Archiv“, wie einen die Bilder von Gewalt und Elend verändern?
Im Solo ist stets das Bedürfnis nach Selbstdarstellung angelegt. Deshalb ist für Daniel Ebert die Tatsache umso überraschender, dass auch in diesem Format der Versuch, Gemeinschaftlichkeit zu erzeugen und Bilder für kollektive Gefühle zu finden, im Moment sehr ausgeprägt ist. Scham ist ein Gefühl, das alle Menschen kennen. Es erinnert uns an die individuelle Schutzlosigkeit. An drei Tagen präsentiert Darko Dragičević an drei verschiedenen Orten seine Performance „Failure as Practice“, in der sich Künstlerinnen kaum zu bewältigende Aufgaben stellen. Im Scheitern erkennen wir uns aber wieder. Diese Aktion ist auch im Kunstmuseum Bonn zu sehen, das neben der Bundeskunsthalle zu den neuen Spielorten des Festivals zählt. Tatsächlich gehört Tanz in Museumsräume, dort wird sein skulpturales Potenzial betont und zugleich hat man die Chance das Museum neu kennen zu lernen. Neben der Brotfabrik und dem Theater im Ballsaal werden dann vom 3. bis 19. März insgesamt 13 ausgesuchte Produktionen in Bonn zu sehen sein.
8. Internationales Bonner Tanzsolofestival | 3.-19.3. | Theater im Ballsaal / Bundeskunsthalle / Brotfabrik Bühne | www.tanz-in-bonn.de
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