Eine neue Zeit ist angebrochen. Nach den spendablen Jahren der Corona-Zeit werden die Budgets für die Kultur von der Öffentlichen Hand wieder knapper kalkuliert. Das bekommt Mechtild Tellmann im Zuge derOrganisation des tanz.tausch – tanz- und performance festivals in Köln unmittelbarzu spüren. Die 11. Ausgabe, die nun als zentralen Ort die TanzFaktur hat, wird in der Zeit vom 31. August bis 2. September acht statt der üblichen zwölf Produktionen zeigen. Aber schon im Vorfeld deutete sich an, dass man nach einem Jahrzehnt neue Wege geht. So gastierte das Festival im Juni erstmals außerhalb Kölns in Mönchengladbach, einer Stadt, die wie viele andere in NRW schon allein von ihrer Größe her nicht über die Angebote einer üppigen freien Kulturszene verfügen kann. Gerade die Schaufensterformate, bei denen die Performances gleich hinter den Scheiben verlassener Ladenlokale stattfinden, faszinierten die Passanten dort. Wer weiß, vielleicht wird tanz.tausch in Zukunft ja auch noch in anderen Mittelstädten gastieren.
Obwohl der Modus des Festivals auf den Dialog zwischen Köln und dem Rest der Republik angelegt ist, werden in diesem Jahr neben Kompanien aus Nürnberg, Stuttgart und Leipzig vor allem Künstlerinnen und Künstler aus dem Rheinland zu sehen sein. Man darf sich auf Produktionen von Douglas Bateman freuen, der Interventionen im Stadtraum anbietet. Celine Bellut zeigt neue Arbeiten und Josefine Patzelt und Lenah Flaig wollen mit ihrer Performance „Come lie with us in the basement“ das Areal der TanzFaktur vom Lichthof bis zur Freifläche ausreizen. Dem Publikum wird die Möglichkeit eröffnet, Teil der Aktionen zu werden. Ziemlich chillig soll es zugehen. Eröffnet wird das Festival mit der „Pussy Lounge“, die von der der Dagada dance company aus Stuttgart im Ambiente eines Clubs eingerichtet wird. Als „bad feminists“ erörtern die sechs Akteurinnen mit dem Publikum humorvoll die brennenden Fragen des Geschlechterdiskurses.
Feministische Erforschung des Alltags führt zwangsläufig zu den ersten eigenen Prägungen zurück. Eva Bormann geht in „Un Amor oder die Erfindung meiner Mutter“ den akustischen und visuellen Spuren der eigenen Biographie nach. Dass sich Tanzkunst an den Nahtstellen unseres gesellschaftlichen Diskurses befindet, daran hat dieses Festival nie einen Zweifel gelassen.
tanz.tausch | 31.8. - 2.9. | TanzFaktur | 0221 22 20 05 83
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