Cyril Pedrosa hat einst als Animationszeichner für Disney gearbeitet. Man kann das an den Zeichnungen von „Das goldene Zeitalter“ ablesen: ausladend, fantasievoll, märchenhaft und sehr bunt sind sie. Andererseits sprengen sie mit ihrer psychedelischen Linienführung und der surrealen Farbgebung diesen Rahmen und begeistern auf jeder Seite aufs Neue. Autorin Roxanne Moreil erzählt von einer entthronten Königin auf der Flucht, die ihr Reich retten will. Vor allem geht es aber auch um soziale Utopien zwischen Sozialismus und Matriarchat. Zwei Jahre nach dem ersten, über 200-seitigen Teil erscheint nun der zweite und letzte Teil dieser Reise in eine soziale Utopie (Reprodukt).
Terry Moore wurde bekannt mit Serien wie „Strangers in Paradise“, „Rachel Rising“, „Echo“ oder „Motor Girl“. Die Serien haben mal einen Hang zur Seifenoper, mal zur Mystery, mal steckt etwas Science Fiction drin. Gemein ist Moores Geschichten auch, dass immer (meist junge, hübsche) Frauen die Heldinnen sind. In seinem neuesten Werk „Five Years“ (Schreiber&Leser), führt er sie alle zusammen, so dass hier mehr als ein halbes Dutzend Heldinnen die Welt retten müssen. Mit komischen Momenten in den Dialogen, brutalen Szenen in der Action und eleganten, sehr feinstrichigen Zeichnungen entfaltet der mehrfache Gewinner des Eisner-Awards eine dramatische Endzeitstimmung. Umso erstaunlicher, dass das Finale dann recht schnell vorüberzieht. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Fortsetzung.
Vielzeichner Lewis Trondheim lässt ab und zu auch zeichnen. Und hat neuerdings auch ein Faible für Heldinnen: Nach seiner tollen Serie „Maggy Garrison“ um eine Londoner Privatdetektivin wider Willen, aber mit großer Klappe, legt sich nun die ähnlich gestrickte „Karmela Krimm“, gezeichnet von Franck Biancarelli, in Marseille mit allen möglichen finsteren Typen an. Entsprang Maggy eher der englischen Working Class, hat die Ex-Polizistin Karmela nordafrikanische Wurzeln. Somit ist das soziale Umfeld im ersten Band „Ramadan Blues“ (Schreiber&Leser) sehr anders, aber nicht weniger spannend. Nur die Dramaturgie wirkt an einigen Stellen etwas hastig. Am dramaturgischen Konzept hat Trondheim auch in seiner Serie „Die neuen Abenteuer von Herrn Hase“ gedreht. Zwar überrascht uns Trondheim eh schon mit jedem neuen Band, „Ein bisschen Liebe“ (Reprodukt) ist aber erstmals in unzählige Strips gegliedert, die ergreifende Oneliner zum Titelthema abgeben.
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