Ausstellungen, die mit hundert oder mehr jurierten Teilnehmern von Künstlern für Künstler im jährlichen Rhythmus durchgeführt werden, sind selten geworden. Immerhin, der Westdeutsche Künstlerbund ist mit seiner Jahresausstellung an wechselnden Orten aktiv, aber schon der Deutsche Künstlerbund ersetzt diese mit modifizierte Formaten. Unverwüstlich behauptet sich hingegen die Düsseldorfer „Große Kunstausstellung NRW“, an der Künstler mit Bezug zu Düsseldorf oder NRW teilnehmen können. Sie findet seit 1902 statt, seit vielen Jahren schon im Museum Kunstpalast, wo nicht nur die Ausstellungssäle, sondern auch der graphische Bereich im Altbau bespielt werden. Durchgeführt vom „Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen“ in Abstimmung mit dem Museum Kunstpalast, sitzen in der (wechselnden) Jury neben mehreren Künstlern auch zwei Fachleute aus dem Museumsbereich. Von der Verführung, dass sich die Mitglieder gegenseitig ausstellen, haben sich die Veranstalter also losgesagt. Hingegen ist ein grundsätzliches Verdienst dieser Ausstellung, hier überwiegend neue Werke von etlichen arrivierten Künstlern zu sehen, von denen man schon lange nichts mehr gehört hat. Zu den Granden zählen Hermann Focke, der aus regelmäßigen Strukturen konstruktive Objekte baut, und der Fotograf Walter Vogel, der für die Dokumentation der Kulturszene im Rheinland eine herausragende Rolle spielt.
Überhaupt kennzeichnet die Auswahl der eingeladenen Künstler ein Interesse am soliden handwerklichen Können. Keine Kapriolen, aber Pointen – wie der Eisenbahn von Wolfgang Kliege, die sich auf Schienen durch den Ausstellungsraum windet, oder die Deckenlampe aus Alu-Lamellen „Voyager 1“ von Andrea Knobloch und der Turm aus Spiegelkugeln von David Fried. Auffällig ist in der diesjährigen Ausstellung die Tendenz zur veristischen Detailschilderung in der Druckgraphik, Zeichnung und Malerei insbesondere am Modus der Landschaft. Komplementär dazu tritt etwa die vierteilige Fotoserie von Jacqueline Friedrich auf, welche die Wirklichkeit mit Verfahren der Abstraktion befragt.
In diesem Jahr umfasst die „eigentliche“ Ausstellung etwa 125 Künstler mit rund 250 Werken von der Druckgraphik bis hin zur Medien-Installation. Als Gäste nehmen die Studierenden der Klasse von Rita McBride an der Kunstakademie Düsseldorf teil. Wichtig für die Bekanntheit der jährlichen Ausstellung sind die Kunstpreise. Der Förderpreis geht in diesem Jahr an den Performance-Künstler David Pollmann, und der „Kunstpreis der Künstler“ (der ausschließlich von Künstlern bestimmt wird) wurde Felix Droese zugesprochen, der mit seinen politisch motivierten monumentalen Papierschnitten berühmt wurde. Auch er ist eine sehr gute Wahl.
„Die Große 2015“ | 8.3.-29.3. | Eröffnung 7.3. 18 Uhr | Museum Kunstpalast in Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
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