„Wir müssen überzeugen, und dafür haben wir jetzt ein Gesicht“, meint Jörg Jung von der Initiative Mut zur Kultur, zum Abschluss der 1. Kölner Tanzkonferenz. Es gibt auch ein Leben nach der Katastrophe, so könnte man die Situation des Tanzes in Köln nach dem Scheitern aller Tanzhauspläne beschreiben. Und für dieses Leben hat die Szene nun ein Gesicht gefunden. Es besteht aus einer zackigen Grafik und dem Namen tanZköln. Unter dieser Bezeichnung soll in Zukunft alles firmieren, was sich in der Domstadt im Tanzbereich ereignet.
Im Kunstsalon trafen sich neben den Choreographen auch Vertreter der Parteien ─ außer den Grünen ─ der Verwaltung, der Verbände und des Landes NRW, sowie Gäste aus der nationalen Tanzszene, wie etwa Dieter Buroch aus Frankfurt am Main. Er leitete dort das Künstlerhaus Mousonturm und erklärte mit scherzender Anerkennung: „Der hier vorgelegte Tanzplan ist eine tolle Sache. Das Einzige, was mich daran ärgert, ist, dass ich selbst nicht dabei mitmachen konnte“. Tatsächlich hat die Szene nicht geschlafen, sondern sich in einem achtmonatigen Verhandlungsprozess auf einen Plan geeinigt, mit dem man aus der Tanz-Misere herauskommen will. Inhaltlich ist vieles nicht ganz neu, ein Tanzhaus, das die Bezeichnung „Zentrum für Tanz und Performing Arts“ trägt, schreibt man sich ebenso auf die Fahnen, wie ein Ensemble, das aber nun kein städtisches mehr sein soll. Vielmehr will man ein Spitzenensemble mit einem ausgesuchten Choreographen engagieren, der sich seine Tänzer für die gemeinsame Arbeit auf internationalem Parkett zusammensucht. Es fehlt auch nicht das Beharren auf der Verbesserung der zur Zeit katastrophalen Aufführungsbedingungen in den Bürgerhäusern.
Grundsätzlich neu ist der Auftritt der Szene, die sich in Zukunft nicht mehr von den städtischen Institutionen in „Hochkultur“ und „Subkultur“ auseinander dividieren lassen will. Deshalb gründet man nun einen Verein, der sich in der Tanzkonferenz trifft, beratschlagt und mit einer Stimme spricht. Das klingt freundlich, heißt aber auch, dass man eine Fassade der Einigkeit aufzieht, mit der die eigene Stimme im Dialog mit Stadt und Land ein anderes Gewicht erhält. Außerdem soll eine „Schale“ gebildet werden, wie Kajo Nelles, Geschäftsführer des NRW Landesbüro Tanz erklärt. Gedacht ist an ein Tanzbüro Köln, in dem die Ressourcen von Zuschüssen und Erfahrung gebündelt werden. Mit ihm sollen sich Sponsoren ansprechen lassen und das Büro soll sich um Marketing und Projektentwicklung kümmern. Der erste Schritt ist getan, jetzt wird die Frage sein, wer die Personalkosten trägt.
Sanfte Klänge schlägt die Tanzkonferenz an, so erklärt Klaus Dilger, der den Plan mitentwickelt hat: „Es geht nicht darum, zu fordern, sondern Produktionen anzubieten und deutlich zu machen, wie sehr die ganze Gesellschaft vom Tanz profitiert“. Obwohl die Nützlichkeit dieser Kunst nicht erst seit gestern bewiesen ist, haben sich diese Erkenntnisse bis zu den Entscheidungsträgern in Köln noch nicht herumgesprochen. Das sieht man ganz realistisch. Deshalb erklärt Klaus Dilger: „Unsere Zielsetzung muss so aussehen, dass wir im Wettbewerb derartig überzeugen, dass dieser Bereich gefördert wird“. Kajo Nelles ergänzt mit der Losung: „Die Szene muss sich als Marke begreifen, die Projekte verwirklicht und die Bürgerschaft an ihren Plänen beteiligt“. Hinter den bescheidenen Worten steckt Energie, daran lassen die Beteiligten der Konferenz keinen Zweifel. Die kulturpolitischen Sprecher aller Fraktionen im Kölner Rat haben die Absichten der Szene vernommen. Jetzt wird es darauf ankommen, ob diese neue Formation auf den Schreibtischen der Politiker auch Resonanz auslöst. Allen ist klar, dass ein Tanzhaus nicht mehr zur Debatte steht, aber mit einer besseren Ausstattung der Tanzorte darf schon spekuliert werden. Dann wird sich zeigen, ob mit Sanftmut die Realitäten dieser Stadt verändert werden können.
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