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Regisseurin Nanouk Leopold
Foto: Presse

Filme über Menschen

30. Juni 2011

Regisseurin Nanouk Leopold über “Brownian Movement” - Gespräch zum Film 07/11

Die niederländische Regisseurin Nanouk Leopold, Jahrgang '68, hat bereits vier Langfilme gedreht. Nach “Îles flottantes”, “Guernsey” und “Wolfsbergen” war ihr jüngstes Werk “Brownian Movement” auf der diesjährigen Berlinale zu sehen. Es ist ihr erster Film, der auch in die deutschen Kinos kommt.

trailer: Frau Leopold, in “Brownian Movement” arbeiten Sie mit zwei deutschsprachigen Schauspielern zusammen – Sandra Hüller und Sabine Timoteo. Wie kamen Sie auf die beiden
Nanouk Leopold:
Sandra Hüller sah ich in “Requiem” von Hans-Christian Schmid und fand sie fantastisch. Sabine Timoteo habe ich in Christian Petzolds “Gespenster” gesehen, und auch sie ist eine großartige Schauspielerin. Für das Paar in “Brownian Movement” wollte ich zwei Schauspieler verschiedener Nationen, weil beide als Ausländer in Brüssel arbeiten und in einer Sprache sprechen müssen, die nicht ihre Muttersprache ist. Ich brauchte das, um ihre Schwierigkeiten zu betonen, mit Worten zu kommunizieren. Sabine Timoteo hingegen spielt eine Psychiaterin, die mit Ausländern arbeitet und daher Englisch mit ihren Patienten spricht. Es war ein großes Privileg mit Schauspielerinnen dieses Kalibers arbeiten zu können.

In welcher Sprache wurde der Film gedreht, und hat die mehrsprachige Situation am Set zu speziellen Problemen geführt?
Wir waren eine Gruppe aus niederländischen, belgischen, deutschen und indischen Filmschaffenden und haben am Set Englisch gesprochen. Das lief ohne Probleme und hat uns tatsächlich sogar geholfen, diese Stimmung herzustellen, in der alle Englisch sprechen, aber niemand seine Muttersprache.

Der Film ist ausgesprochen schön fotografiert, wobei die Statik der Bilder die Kühle zwischen den Figuren zu unterstreichen scheint…
Ich würde es eher Isoliertheit nennen, denn im Film versuche ich ja etwas zu erforschen, das Menschen nicht miteinander teilen können, das sie ihre Grenzen bewusst werden lässt – physisch wie psychisch. Außerdem braucht der Betrachter Raum und Zeit, um zu reflektieren, was hier gezeigt wird.

Bis zum Schluss bleibt der psychologische Hintergrund von Charlottes Handlungen unklar – für den Zuschauer wie für die anderen Figuren im Film. Sind Sie an der Psychologie der Hauptfigur nicht interessiert?
Wir wollen immer wissen, warum uns Sachen zustoßen. Aber auch wenn wir eine Antwort bekommen, glaube ich nicht, dass das eine Bedeutung hat. Denn am Ende können wir diese Dinge nicht ungeschehen machen. Als Filmemacherin bin ich mehr an dem Prozess interessiert, wie wir mit den Dingen umgehen, die uns widerfahren.

Würden sie sagen, dass der Film eine typische Frauengeschichte erzählt – unter einem feministischen Blickwinkel? Oder geht es ganz allgemein um Liebe und Partnerschaft?
Ich würde sagen beides. Ich hasse Begriffe wie Frauenfilm, aber wenn es bedeutet, dass der Film aus dem Blickwinkel einer Frau erzählt wird und dass er sowohl Geschlechterrollen als auch Liebe und Partnerschaft im Allgemeinen hinterfragt, muss ich wohl mit ja antworten. Die Menschen fragen mich oft, warum ich Filme über Frauen mache. Ich sehe das aber nicht so: Ich mache Filme über Menschen, und dazu gehören eben auch Frauen.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

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