Es gibt 1 Beitrag von Lavardin
weitere Infos zu diesem Film | 3 Forenbeiträge
12.07.2009
Gut, ich gebe es zu. Meinem Vorredner habe ich nicht glauben wollen. Die Chabrol-Filme aus den 80er Jahren, nicht zuletzt die Inspecteur Lavardin-Reihe, haben mich seinerzeit begeistert ? und tun es immer noch.
Was ich allerdings gestern Abend gesehen habe, war eine Unverschämtheit in jeder erdenklichen Beziehung. Drehbuch, Regie, darstellerische Leistung ? ein absolutes Desaster. Die knapp zwei Stunden im Kino: eine Qual.
M. Depardieu, mit dem der Regisseur, wie es hieß, unbedingt einmal hatte arbeiten wollen, schwankte in seiner Mimik und Gestik zwischen Schlaganfallpatient und mit rudernden Armen vorgetragener Provinzschmiere. Dem passten sich die anderen Darsteller an. Die Verhaltensweisen der Charaktere blieben weitgehend unerklärlich. Der beständige, weitgehend unmotiviert wirkende Wechsel der Stimmungen in den Beziehungen der Figuren zueinander war einfach nur nervend.
Die Metaphern waren in ärgerlicher Weise platt und undifferenziert. Geht es darum zu zeigen, dass die Hauptfigur durch die Beziehung zu seiner Frau Glück und Lebenssinn erfährt, rettet sie ihn davor, in einen offenen Kanalschacht zu fallen. Als der Bruder der Hauptfigur stirbt, fallen die Tassen, die die beiden in ihrer Kindheit verwendet hatten zu Boden und zerbrechen. Hier wurde nur noch einmal gezeigt, was ohnedies offensichtlich war. Die Einblendung von Untertiteln für Gehörlose hätte etwa denselben cineastischen Wert gehabt. Der Betrachter musste den Eindruck haben, der Regisseur habe sein Werk eher für Gehirnlose konzipiert.
Mit all dem nicht genug. Vor allem die, schon fast perfide, Vortäuschung von Inhalt ist es, die den Film vollends unerträglich macht. Häufig entfahren der Hauptfigur kryptische Sätze, die das Ergebnis innerer, erfahrungsgesättigter Gemütsbewegungen zu sein scheinen. Urteile über die Welt, wie sie ein alternder, die Menschen und sich selbst kennender Polizist in den langen Jahren seines Lebens entwickelt hat. Eine eigene, kritische Sicht auf gesellschaftlich anerkannte Normen und Werte ? wie sie z.B. eine andere Figur Chabrols, Inspecteur Lavardin, besaß. Die Hauptfigur in diesem Film beschränkt sich dagegen darauf, unverständlich zu sein. Die mit Scheininhalt versehenen Einlassungen hinterlassen beim Betrachter den starken Eindruck, vom Regisseur veräppelt zu werden.
Die Geschichte selbst, in der es wohl darum gehen soll, wie bestimmte Menschen durch Glück erfolgreich sind, andere durch Mangel an Glück untergehen, gar den Tod suchen, ist zwar nicht gerade originell. Es hätte aber etwas daraus gemacht werden können.
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Die leisen und die großen Töne
Start: 26.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025
Queer
Start: 9.1.2025
September 5
Start: 9.1.2025
We Live In Time
Start: 9.1.2025