Seit mehr als 40 Jahren feiert das Internationale Frauen Film Fest Dortmund+Köln Filmemacherinnen und ihre Werke. Mit dem Ziel, den Einfluss von Frauen in der Kinoindustrie zu stärken, präsentiert und prämiert das IFFF feministische Filme, macht auf Sexismus aufmerksam und versucht ihm künstlerisch entgegenzuwirken. In diesem Jahr zeigt Köln eine Auswahl aus dem Programm, das Hauptprogramm ist in Dortmund zu sehen. Mit dabei sind u.a. die Adaption des für den renommierten britischen Booker Prize nominierten Romans „Harvest“, in dem eine Gemeinde von abergläubischen Bauern einer Katastrophe ins Auge blickt, „Sima‘s Song“, der die afghanische Frauenrechtsbewegung vor der sowjetischen Invasion porträtiert und „Sunshine“ über eine ungewollte Schwangerschaft auf den erzkonservativen Philippinen.
Auch Dokumentarfilme sind vertreten: Der Film „Union“ zeigt den Arbeitskampf einer Gewerkschaft, die vor dem Amazon-Warenhaus auf Staten Island in New York kampiert. Die Regisseur:innen Brett Story und Stephen Maing behandeln darin auch die internen Konflikte der Gemeinschaft. Unterschiedliche Perspektiven prallen im Zeltlager aufeinander, nicht alle fühlen sich von dem charismatischen Gewerkschaftsgründer Chris Smalls vertreten. Auch „Sudan, Remember Us“ist dem Protest gewidmet. Der Film begleitet junge Menschen in Khartum, die sich für Selbstbestimmung und Gerechtigkeit einsetzen. Die Filmemacherin Hind Meddeb konzentriert sich vor allem auf künstlerische Formen des Widerstands. 2019 wurde der islamisch-fundamentalistische Diktator Umar al-Baschir durch einen Militärputsch gestürzt – seitdem herrscht Bürgerkrieg im Sudan. Khartum, einst kulturelles Zentrum des Landes, liegt heute in Trümmern. Um Gewalt und Möglichkeiten, dieser zu begegnen, kreist Martina Priessners Film „Die Möllner Briefe“. Im Fokus stehen Briefe, die aus Solidarität nach dem rechtsextremen Anschlag in Mölln 1992 an die betroffenen türkischen Familien verschickt wurden – und nie ankamen, weil die Behörden sie archivierten, ohne sie weiterzuleiten. Ībrahim Arslan, der den Anschlag als Siebenjähriger überlebte, begibt sich auf eine Suche und hinterfragt das Handeln der Behörden.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der Dekolonisation des Films. Die Erfindung des Kinematographen fiel in die Zeit des Kolonialismus, der Blick des Kinos war ein weißer. Dennoch konnten sich einige indigene Menschen in der Filmindustrie behaupten. Die Filmkomikerin Minnie Deveraux wirkte in mindestens 15 Produktionen der Stummfilmzeit mit – so auch in der Wild-West-Komödie „Fatty and Minnie-He-Haw“, der im Rahmen des Festivalsim SweetSixteen läuft. Eine Installation von Kerstin Honeit widmet sich Rassismus in der Synchronisation. Eine Montage aus 20 US-Mainstreamfilmen zeigt Schwarze Figuren, die allesamt von der deutschen Stimme von Whoopi Goldberg, Regina Lemnitz, synchronisiert wurden. Stereotype, so das Rechercheprojekt, werden bei der Synchronisation noch weiter überspitzt. Begleitet wird das Festival durch ein Programm zu Queerness, Vorträge und Filme für Kinder und Jugendliche.
Internationales Frauen Film Fest Dortmund+Köln 2025 | 1. - 6.4. | div. Orte in Dortmund, Filmforum NRW in Köln | frauenfilmfest.com
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