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24.07.2006
Der Film Offside ist ein besonderer Film, der in seiner scheinbaren Einfachheit eine große Poesie offenbart. Vordergründig stellt der Film die Probleme junger Mädchen im Iran dar, die die gleichen Rechte wie die Männer für sich in Anspruch nehmen wollen. Im Grunde geht es aber um mehr, nämlich die gesamte iranische Gesellschaft, deren Wandel sich über die iranische Jugend vollzieht. Der Regisseur kommt in seinem Film mit wenigen Mitteln aus. Auch beschränkt er den Handlungsraum des Filmes nach einem kurzen Vorspann weitgehend auf einen abseits liegenden Bereich eines Fußballstadions und die anschließende Busfahrt zur Sittenpolizei. Dennoch gelingt es ihm, innerhalb des begrenzten Handlungsraums ein kleines Universum zu schaffen, in dem viele Facetten der heutigen iranischen Kultur offenbar werden. Was deutlich wird: Keiner der Beteiligten hat Lust auf die Beschränkungen des Alltags eines starren Systems und - in einem übergeordneten Sinne - Einschränkung des Geistes, auch die Polizisten nicht, die die erwischten Mädchen zu bewachen haben. Heraus kommt ein tief menschliches Erleben zwischen den Mädchen und den jungen Männern im Chaos eines sich langsam vollziehenden inneren Wandels bei der Jugend im Iran, der beharrlich seine Ventile nach außen sucht. Der verbale Widerstand in einem Land, wo verbaler Widerstand gefährlich ist, erfordert viel Feingefühl und Geschick. Die Kapriolen, die dabei geschlagen werden müssen, führen zu grotesken und klamaukartigen Situationen und Dialogen. Gemeinsam gelingt es den jungen Leuten nicht nur in ihren Herzen, sondern auch mit ihren Herzen die Beschränkungen aufzuheben, um einfach das Beste aus der Situation zu machen. Einerseits ist da Gesellschaftskritik an den starren Vorschriften des Systems, andererseits wird mit viel Charme gezeigt, dass die jungen Iraner ziemlich improvisieren müssen, um sich letzendlich selbst treu bleiben zu können. Sie müssen es, und sie schaffen es. Sie schaffen sich ihre eigenen Räume, auch wenn sie sich dafür manchmal ein wenig verrenken und in manche Gefahr begeben müssen. Versinnbildlicht wird dies im Film durch die Radioantenne am Bus, der die Mädchen zur Sittenpolizei bringen soll. Einer der Polizisten hält sie fest, damit alle das Fußballspiel im Radio mitverfolgen konnten. Der Bus wird plötzlich unter vielen Verrenkungen zur Welt, wie sie sein könnte. Der Bus mit den jungen Menschen bildete einen ganz neuen Kosmos - einen Mikrokosmos. Die Offenheit oder die junge iranische Seele kann sich in dieser kleinen, geschlossen Welt vollends entfalten. Im Bus ist alles möglich. Die Knaller krachen, die Wunderkerzen verbrennen. Es wird geraucht, gesungen, gejubelt. Hier wird die alte, ungeliebte Hülle angerissen. Letztendlich springen die Mädchen aus dem Bus und stürzen sich in die feiernde, dank des Anlasses entfesselte iranische Menge, wo selbst der lange Arm des Regimes machtlos zu sein scheint. Der neuerschaffene Mikrokosmos des Busses vermischt sich mit der Makro-Realität des Iran wie ein Feuerwerk. Ob die Mädchen von den Polizisten wieder eingefangen werden, bleibt offen...Und diese Offenheit läßt viel Raum für Hoffnung: alles ist möglich im Iran von morgen...
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