Endlich wieder in Sommerby! Die fünfköpfige Hamburger Familie mit den drei Kindern Martha, Mikkel und Mats verbringt die Weihnachtsferien in Oma Inges Haus an der Ostsee und dabei erleben sie fernab vom Großstadtalltag ein paar aufregende Wintertage.
Nach den ersten zwei Bänden ist „Für immer Sommerby“ der neueste Teil der beliebten Buchreihe von Kirsten Boie. Im September erschienen, schließt er inhaltlich an die beiden Vorläufer „Ein Sommer in Sommerby“ und „Zurück in Sommerby“ an. Und auch in diesem Band wird es dem Leser nicht langweilig. Da tobt ein Schneesturm über den Weiler, der einen Stromausfall mit sich bringt und den kleinen Mats beinahe unter sich begräbt, dann ist die Steuermannsinsel in Gefahr, und was hat es eigentlich mit dem geheimnisvollen Regenbogenschatz auf sich?
Das Buch verspricht spannende Lesestunden für Kinder ab zehn Jahren. Gleichzeitig liegt eine wundervolle Ruhe in der Erzählweise der Hamburger Autorin. Schon auf den ersten Seiten der Geschichte fühlt man sich zurückversetzt in eine Zeit, bevor Smartphones und digitale Unterhaltung Einzug in unsere Freizeit fanden. Entschleunigt und naturverbunden gestaltet sich der Alltag in dem kleinen Dorf an der Ostsee.
Die Handlung wird aus der Sicht der drei Geschwister erzählt, wobei es Kirsten Boie gelingt, die unterschiedlichen Gefühlswelten der drei Altersgruppen einzufangen. Die Autorin weiß zudem, das Erzählte aus deren Perspektive sprachlich differenziert umzusetzen. Meist nimmt sie jedoch den Blickwinkel der 12-jährigen Martha ein, die als angehender Teenager allerlei beschäftigt. So ist sie zum ersten Mal verliebt und hat einen Freund, der ihr aber manchmal ganz schön auf die Nerven geht mit seinen ständigen WhatsApp-Nachrichten. Außerdem ist da auch noch der Streit mit Isolde, ihrer ehemals besten Freundin.
Obendrein werden zielgruppenrelevante Themen in die Handlung eingeflochten: Hie und da fällt ein Kommentar, der zu nachhaltigem Denken und Handeln anregt, Umweltschutz wird in der Geschichte großgeschrieben. Die Protagonistin Martha ernährt sich vegetarisch und ihr Bruder Mikkel ist ebenfalls ein ganz großer Tierliebhaber. Oma Inge belächelt dieses „Großstadtverhalten“, wobei sie auch gerne mal ins Plattdeutsche abrutscht – hierfür gibt es im hinteren Teil des Buches sogar ein Wörterverzeichnis.
Die Vignetten zu Beginn jedes Kapitels und auch die Titelgestaltung wurden von Verena Körting kreiert. Der Kölner Illustratorin ist es gelungen, die winterliche Atmosphäre der kleinen Ostseeortschaft bildlich einzufangen, was dem Buch seine wundervoll gemütliche Weihnachtsstimmung verleiht. Der hohe Schnee, der Sommerby in eine weiße Decke hüllt, und die landschaftliche Idylle machen Lust auf mehr. Da Kirsten Boie sich an den Jahreszeiten zu orientieren scheint, bleibt nur zu hoffen, dass es auch einen vierten Band der Buchreihe geben wird – vielleicht „Frühling in Sommerby“?
Kirsten Boie: Für immer Sommerby | Oetinger Verlag | ab 10 Jahren | 320 S. | 14 €
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Mörderischer Hörgenuss
Jens Wawrczeck liest „Marnie“ in Bochum
Unglückliche Ehen
„Coast Road“ von Alan Murrin – Literatur 04/25
Die Kunst der zärtlichen Geste
„Edith“ von Catharina Valckx – Vorlesung 04/25
Über Weltschmerz sprechen
„Alles, was wir tragen können“ von Helen Docherty – Vorlesung 04/25
Ein wunderbarer Sound
Natalia Ginzburgs Roman „Alle unsere Gestern“ – Textwelten 04/25
„Die großen Stiftungen scheinen es nicht zu kapieren“
Gerd Herholz über sein Buch „Gespenster GmbH. Interventionen aus dem Ruhrgebiet“ – Interview 04/25
Verlustschmerz verstehen
„Als der Wald erwachte“ von Emma Karinsdotter und Martin Widmark – Vorlesung 03/25
Cool – cooler – Aal
„Egal, sagt Aal“ von Julia Regett – Vorlesung 03/25
Aus dem belagerten Sarajevo
„Nachtgäste“ von Nenad Veličković – Literatur 03/25
Der legendäre Anruf
Ismail Kadares Recherche über Stalin und Boris Pasternak – Textwelten 03/25
Internationales ABC
„A wie Biene“ von Ellen Heck – Vorlesung 02/25
Zwei Freunde
„Am Ende der Welt“ von Anna Desnitskaya – Vorlesung 02/25
Erinnerungskultur
Gegen Vergessen und für Empathie – ComicKultur 04/25
Die Geschichte der Frau
Ein Schwung neuer feministischer Comics – ComicKultur 03/25