Ich geb’ dir eins auf’s Ohr. Du donnerst mir eins zwischen die Augen. Zack. Peng. So geht es zu bei „Bubble Boxing“, der neuen Choreographie von Yui Kawaguchi. Vor genau einem Jahr gewann die Japanerin in Zusammenarbeit mit der Kölner Regisseurin Rosi Ulrich den Kölner Tanz Theater Preis. Jetzt präsentiert sie ihre Uraufführung in Berlin, kommt aber nach Köln, um „Bubble Boxing“ im Rahmen des Festivals Globalize:Cologne im alten Ufa-Filmpalast vorzustellen.
Eine enorme Entwicklung hat sie in dieser kurzen Zeit vollzogen. Das neue Stück ist kompakter, inhaltlich komplexer und von einer Ästhetik, die sich knallig und zugleich doch puristisch darstellt. Zwei Figuren (Yui Kawaguchi und Goncalo Cruzinha) fighten nebeneinander gegen einen unsichtbaren Gegner, anhand der Geräusche bekommt man jedoch die Schläge mit, die sie einstecken müssen. Es dauert nicht lange, dann sind beide K.o. Was hier abgeht, ist ein Comic-Strip, in dem die Sprechblasen in Form von Geräuschen geliefert werden.
Erst allmählich agieren die beiden Figuren miteinander, zuvor werden sie von einem großen Auge beobachtet, das von der Decke hängt. Ein origineller Einfall, wie überhaupt die Produktion stilistisch sehr geradlinig ausfällt. Hier wusste jemand genau, was er wollte. Eine Qualität, die man in Tanzproduktionen nicht immer antrifft. Die Figuren sind nur das, was sie tun, sie besitzen keine Innerlichkeit. Auch wenn sie bekannte Bewegungen ausüben, beziehen sie sich nicht auf etwas Vorgegebenes. Das Spiel ist reine Oberfläche, genau wie die Comics. Die Inszenierung zeigt, wie die Comics funktionieren. Sie bestehen alleine aus den Farben, Formen und Aktionen, die dargestellt werden. Jede Handlung visualisiert sich, Gefühle sind nicht angelegt. Deshalb gibt es viel Slapstick. Aber niemand, der sich eben noch einen Schwinger eingefangen hat, wird verletzt. Man steht auf, und schon geht es weiter. Nur am Ende gibt es dann doch eine zärtliche Geste, die beiden treten in Beziehung zueinander. Das ist eine schöne Volte, mit der Yui Kawaguchi dem Regelwerk der Comic-Ästhetik ein Schnippchen schlägt. Eine eigenwillige Produktion, die man auch aufgrund des pointierten Sounddesigns (Sibin Vassilev) und des stimmungsvollen, mitunter sogar ironisch gesetzten Lichts (Fabian Bleisch) zu den Entdeckungen des Festivals zählen darf.
Globalize:Cologne | 19.11. bis 17.12. | im ehem. Ufa-Filmpalast, Hohenzollernring 22-24, Köln | Karten: 0221 98 54 523 | www.freihandelszone.org
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