Marten Persiel, Jahrgang '74, studierte an der HfBK in Hamburg Dokumentarfilm, in Portsmouth Mixed Media Art und in London Regie. Er drehte in verschiedenen Ländern Werbefilme, Musikvideos und Dokumentationen. 2008 kehrte er für seinen ersten Kinofilm „This ain't California“ nach Deutschland zurück.
trailer: Herr Persiel, wie sind Sie auf das Thema Skaten in der DDR gekommen?
Marten Persiel: Seit ich acht bin, fahre ich Skateboard, dadurch ist die Geschichte auch zum großen Teil meine Geschichte des Aufwachsens. Vor drei Jahren waren wir in Berlin skaten, und an der Schräge des Fernsehturms haben wir gedacht, eigentlich muss das hier im Osten doch perfekt gewesen sein zum Skaten. Ich wollte dann eine Komödie daraus machen, in der es plötzlich Skateboarder im Osten gibt. Bei der Recherche habe ich aber tatsächlich einige gefunden, die damals gefahren sind, und dann gemerkt, dass das keine Komödie sein sollte, weil es eine ganz tolle Geschichte ist, die noch nicht erzählt wurde.
Warum haben Sie sich entschieden, fiktionale Elemente in den Film zu nehmen?
Wir haben zum Beispiel bei der Hauptfigur „Panik“ Ecken abgerundet und Sachen nicht erzählt. Ich wollte den als Held haben, wenn man aber alles erzählt hätte, was der damals und auch später noch gemacht hat, dann wäre das sehr zweifelhaft. Wir nennen das „dokumentarisches Erzählen“ im Gegensatz zu einer Reportage. Wir wollten vor allem eine gute Erzählung machen mit Spannungsbogen und Figuren, die soweit ausgeschnitzt sind, dass sie für etwas stehen. Ich habe eigentlich wie ein Spielfilmregisseur gehandelt. Das ist kein Film für Leute, die sich informieren wollen, das ist ein Film für Leute, die verstehen wollen, wie sich das angefühlt hat. All diejenigen, die damals dabei waren, sagen, der Film stellt das genauso dar, wie es war. Und dass es zum Glück kein geradliniger, regelgetreuer Film sei, denn darum könne es schon mal gar nicht gehen, wenn es um sie geht. Das ist das Hauptargument, wenn mir ein Dokumentarfilmpurist sagt, das könnt ihr alles nicht machen.
Hat Sie die Skate-Doku „Dogtown & Z Boys“ von Stacy Peralta beeinflusst?
Nicht nur der Film, sondern alles, was Peralta gemacht hat. Der hat ja schon vorher Skatevideos gedreht, und die habe ich schon ganz früh gesehen. Der hat einen ganz bestimmten Humor, der nichts ernst nimmt und alles ineinanderschmeißt. Der hat auch den Ansatz, alles möglichst fett zu machen, was ja auch nicht gerade einer Dokumentarfilmethik entspricht.
Wie geht es mit dem Film jetzt weiter?
Der Festivalerfolg ist unglaublich, jetzt hoffen wir auf einen Kinoerfolg. Viele Leute – auch ich – sind ja noch nicht bezahlt. Das war für viele von uns der erste Langfilm, und ich habe viel dabei gelernt. Vorher habe ich zehn Jahre Werbung gemacht, das war jetzt das erste Mal, dass das Geld überhaupt nicht stimmte und alles schwierig war. Mit dem Ergebnis, dass ich wieder zu schätzen weiß, wie das ist, wenn Leute einem vertrauen und Sachen in die Hand geben, damit man arbeiten kann. Man sollte in der Filmwirtschaft, aber auch im Leben insgesamt, den Leuten, die etwas anderes machen wollen, mehr Vertrauen geben. In Deutschland hat in der Kultur alles so sehr seinen Platz gefunden, dass es echt schön ist, wenn es mal anders läuft und totale Newcomer eine Chance kriegen.
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