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Weihnachten steht vor der Tür – guter Zeitpunkt, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen
Bild: E. aus Köln (8 Jahre)

Ignoranz verboten

24. November 2016

Fangt endlich an, euch zu informieren – Thema 12/16 Kindersegen

Wir leben in einer Zeit, in der man nicht mehr einfach drauflos konsumieren kann. Ganz im Gegenteil. Bei den heutigen Problemen der Weltgemeinschaft ist verantwortungsvoller Konsum ein wichtiger Faktor. Trotzdem gibt es viel zu viele Menschen, bei denen diese gesamtgesellschaftliche Verantwortung noch nicht ganz angekommen ist. Mein Beispiel: Ich behaupte, dass die Zahl der Menschen, die noch nie von der Ausbeutung von Menschen und insbesondere von Kindern im Bezug auf die täglich von uns konsumierten Genussmittel, Kleider oder sonstigen Ver- und Gebrauchsgüter gehört haben, wirklich sehr gering ist.

Gerade dann, wenn es mal wieder einen frischen Skandal gibt und in irgendeiner Näherei, die irgendeiner großen Firma zuarbeitet, kleine Kinder entdeckt werden, die unsere Wegwerfmode unter unwürdigen und gefährlichen Bedingungen für einen Hungerlohn nähen. Und ich spreche nicht von einem kleinen Job, bei dem sich Kinder neben der Schule ein kleines Zubrot verdienen. Ich spreche von purer Ausbeutung, von vielen Stunden harter Arbeit, von Arbeitsbedingungen, unter denen in Deutschland kein Erwachsener arbeiten würde. Gibt es also erneut einen Skandal, dann geht ein großer Aufschrei durch die Gesellschaft. Wie es aber mit großen Skandalen so ist, wird der eine sehr schnell von einem anderen abgelöst. Schon ein paar Tage später sind die armen Kinder, die ja in den meisten Fällen schon geographisch weit weg sind, auch in der Welt vieler Konsumenten wieder in ein gedankliches Hinterstübchen verbannt.

Aus dem öffentlichen Auge, aus dem Sinn. Selbst wenn der Verbraucher nicht vergisst, so kann beim Anblick von Bergen von T-Shirts zu zwei Euro das Stück oder supergünstiger Schokolade, Kaffee, Tee etc, schon mal der Ignoranzfaktor greifen. Frei nach dem Motto: „Wenn ich nicht an die Kinderarbeiter denke, dann sind sie auch nicht da“. „Das eine T-Shirt mehr oder weniger macht den Kohl auch nicht fett“. „Aber hungern dann nicht die Familien, wenn ich dem Kind die Arbeit wegnehme?“

Die Antwort auf das alles kann nur eine sein: ECHT JETZT? Jeder weiß, dass es Kinderarbeit gibt. Natürlich weiß nicht jeder Bescheid darüber, welche Firmen genau Kinderarbeiter einsetzen oder tolerieren. Natürlich sind Lieferketten teilweise undurchsichtig und schlecht nachzuvollziehen. Aber! Der Deutsche verbringt im Durchschnitt 125 Minuten täglich im Internet. Die Eingabe von „Kinderarbeit“ und „Firmen“ liefert diverse Treffer. Unter anderem eine Firmenliste A bis Z auf der Kampagnen-Homepage www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de. Auch auf den Homepages der einzelnen Firmen kann man sich über deren Haltung zu Kinderarbeit und soziales Engagement informieren. Und dafür muss man sicherlich keine 125 Minuten täglich aufwenden.

Unwissenheit kann also kein Argument sein. Scheinbar ist der Mensch durchaus gut in der Lage, das Leid der anderen von sich zu schieben, solange er nicht direkt und unmittelbar damit konfrontiert wird. Doch gerade in Bezug auf Kinderarbeit geht es hier um eine Gewissensfrage. Und das Problem betrifft uns unmittelbar und direkt. Denn wir sind die Käufer, wir bezahlen für Produkte. Wir bezahlen für Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, Getreide und Nüsse, für Obst, Getränke, Blumen, Elektronik, Textilien und Mode und auch für unseren Urlaub. 

In allen diesen Bereichen werden teilweise Kinder für die Arbeit eingesetzt. Ich wiederhole: Kinder! Inakzeptabel. Wie die Geschichte zeigt, können große Veränderungen herbeigeführt werden, wenn nur genügend Menschen dafür einstehen. Deshalb: Informiert Euch! Boykottiert das, was einfach nicht sein darf, nämlich Firmen, die die Kleinsten und Schützenswertesten der Gesellschaft unter menschenunwürdigen Zuständen hart arbeiten lassen. Kauft fair gehandelte Produkte oder solche mit einem Sozialsiegel. Kommt an den Punkt, an dem ihr mit eurem Konsum Gutes bewirken könnt. Sorgt dafür, dass euer Umfeld das Gleiche tut. Engagiert euch gegen Kinderarbeit und fördert das Bewusstsein zu dem Problem. Für die Kinder.

Lesen Sie weitere Artikel 
zum Thema auch unter: choices.de/thema und engels-kultur.de/thema

Aktiv im Thema

www.tdh.de | Homepage von terre des hommes. Hilfe für Kinder in Not
www.unicef.de | Homepage UNICEF (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen)
www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de | Umfangreichste, öffentlich zugängliche und deutschsprachige Wissensdatenbank rund um das Thema „ausbeuterische Kinderarbeit“

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NINA RYSCHAWY

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