Das Bittere zuerst. Die Wohnung wird aufgelöst, ein Paar trennt sich unwiderruflich. Ein „Glückliches Ende“ erhält die Geschichte von Angela und Antonio, weil Isaac Rosa im gleichnamigen Roman die Geschichte der beiden rückwärts erzählt. Das funktioniert gut, weil seine beiden Hauptfiguren intelligent das Scheitern ihrer Beziehung zu analysieren vermögen. Beide gehören zum intellektuellen Prekariat. Es muss viel gearbeitet werden für wenig Geld. Nie reicht der Verdienst, das zermürbt die besten Haushalte. Und dabei bringen Angela und Antonio alles mit, was zu einer liebevollen Beziehung gehört.
Isaac Rosa erzählt mit zärtlichem Realismus vom Scheitern einer Ehe. Sein Roman, der 2018 mit dem Originaltitel „Feliz final“erschienen ist, spielt in Spanien, aber in Deutschland ist es ja nicht anders. Während sich im Vordergrund das Leben der Familie mit der Welt der beiden Töchter und den Affären der Eltern abspielt, zieht Rosa dahinter dezent und doch im breiten Format das Porträt einer Gesellschaft auf, die mit der Digitalisierung nicht zuletzt einen Umbruch in ihren Beziehungen und ihrem Selbstverständnis erlebt. Auch wenn der Roman ein paar Kürzungen vertragen hätte, erzählen die beiden Stimmen so lebensnah und amüsant, dass man immer für beide Verständnis hat und unbedingt bis zum Sonnenaufgang der Verliebtheit dabei bleiben will.
Isaac Rosa wurde 1974 in Sevilla geboren, lebt in Madrid und zählt zu den wichtigsten spanischen Autoren der Gegenwart. Auf Deutsch erschienen bereits seine Romane „Das Leben in Rot“ (ausgezeichnet mit dem Premio Rómulo Gallegos) und „Im Reich der Angst“.
Isaac Rosa: Glückliches Ende | Deutsch von Gabriele Gareis und Luis Ruby | Verlagsbuchhandlung liebeskind | 352 S. | 22 €
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