Literatur, Musik und Tanz heißen die Grundfarben des Wuppertaler Festivals „Klezcolours“. In diesem Herbst wurde es mit dem Künstlerpreis der Schuler-Stiftung ausgezeichnet, die u.a. besonderes Engagement für Veranstaltungsreihen im kulturellen Leben der Stadt Wuppertal honoriert – und dies hat sich dieses Festival um jüdische Kultur über die Jahre verdient. Klezcolours avanciert zur alljährlichen Institution.
Hinter solchen Aktionen steckt meist eine rührige Gestalt, in diesem Falle die Musikerin Roswitha Dasch, die schon die ganze Welt bereist hat mit ihrer jiddischen Musik. Mit ihrer Kollegin Katharina Müther singt und geigt sie traditionelle Songs und Tänze im Duo Wajlu, und sie lädt sich zum diesjährigen Konzert in Wuppertals „Färberei“ Gäste ein. Aus Berlin reist der Amerikaner Daniel Kahn an, der sich über die Jahre als ein integraler Bestandteil der jiddischen Szene Berlins etabliert hat. Er wird sich als starke Stimme mit den beiden Damen einlassen, das wird kein Kaffekränzchen.
In seiner Band The Painted Bird präsentiert er regelmäßig wechselnde Besetzungen internationaler Musiker aus ethnischen Schmelztiegeln wie London oder New York. Er mischt die Singer/Songwriter-Gilde mit Anleihen auch härterer Musikstile auf, greift traditionelle jiddische Songs an und verwandelt sie in Ton und Bild schon mal in wilden Mummenschanz und Karneval – es geht richtig los bei diesem Barden aus Detroit, der diesmal als einen skurrilen Vogel den Londoner Klarinettisten Merlin Shepherd vorstellt – ohne die verschliffenen und gequetschten Klarinettentöne geht in der Klezmermusik nicht viel.
Den Auftakt zum Festival setzt eine musikalisch-literarische Reise von der Alten in die Neue Welt, genannt „Brooklyn oder: Ein Jude geht nach Amerika“. In der CityKirche Elberfeld liest der Berliner Schauspieler Oskar Ansull Texte von Joseph Roth („Juden auf Wanderschaft“) und Hermann Grab („Hochzeit in Brooklyn“), dazu musiziert das Trio Oyftref, das Wort meint Begegnung. Wort trifft atmosphärische Improvisationen, Klezmer und mehr.
Hat sich dieses Trio bereits an jiddischen Hochzeitsmusiken orientiert, so setzt der traditionelle Tanzball ganz auf diese alten Bräuche zum Feste. Schnaftl Ufftschick, eine Band aus Berlin, benannt nach einem Waldkobold, der blondzöpfige Mädchen beim Wasserholen beschützt und nebenbei mit der Transsibirischen reist und Musiken sammelt, wird eine recht stimmige Mischung aller Weltmusiken produzieren – alles mundgeblasen, wie es sich für eine Brass-Band gehört. Und jetzt dürfen die Gäste auch mittanzen – drei Tanzlehrer führen in die Welt der jiddischen Tänze ein: immer unter den kritischen Blicken des Schnaftl Ufftschick.
„Brooklyn“ | Di 1.11. 18 Uhr | City Kirche
Duo Wajlu, Daniel Kahn und Band | Sa 5.11. 19.30 Uhr | Färberei
Tanzball | Sa 12.11. 19 Uhr | Färberei
Info: www.klezcolours.com
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Groove mit „Haffner Touch“
Deutschlands berühmtester Jazz-Schlagzeuger besucht Hilden – Improvisierte Musik in NRW 06/19
Kultureller Austausch
Die Oud von Anouar Brahem trifft Edeljazzer – Improvisierte Musik in NRW 03/19
Außergewöhnliche Technik
Oded Tzurs Sax-Sound im Alten Pfandhaus – Improvisierte Musik in NRW 11/18
Knalleffekt
3. PENG Festival in Essen – das Besondere 10/18
Musikalische Messpunkte
1. Deutsches Stromorchester kratzt am 51. Breitengrad – das Besondere 09/18
Multiphonics jubiliert
Im fünften Jahr regiert die Klarinette – Improvisierte Musik in NRW 09/18
Dieser „Trane“ ist angesagt
Saxophonist John Coltrane stürmt die Charts – Improvisierte Musik in NRW 08/18
Die Stadt mœrsifizieren
Moers Festival begeistert mit Angebot und Stadtnähe – Festival 05/18
Der Klang von Pjöngjang
Das mœrs festival 2018 – das Besondere 05/18
Im Groove
Tour-Doku zu Bill Evans im Kölner Odeon – Improvisierte Musik in NRW 03/18
Schicksal Sitzungskapelle
Leev Mädcher un Junge, et jeiht widder loss – Improvisierte Musik in NRW 02/18
Richtig Gas geben
Kölns Jazzer beim Winterjazz-Festival – Improvisierte Musik in NRW 01/18
Tolerante Szene
An diesem Abend gehen Kölner Jazzbühnen fremd – Improvisierte Musik in NRW 11/24
Nordisches Spitzenprodukt
Rymden am Theater Krefeld – Improvisierte Musik in NRW 10/24
Experimentell und innovativ
3. New Colours Festival in Gelsenkirchen – Improvisierte Musik in NRW 09/24
Immer eine Uraufführung
4. Cologne Jazzweek – Improvisierte Musik in NRW 08/24
Ein Abend für den Duke
Jason Moran und die hr-Bigband in Duisburg – Improvisierte Musik in NRW 07/24
Musikalische Eröffnung der EM
Bundesjazzorchester mit Tom Gaebel in Dortmund und Köln – Improvisierte Musik in NRW 06/24
Verschiedene Welten
Drei Trompeter besuchen das Ruhrgebiet – Improvisierte Musik in NRW 05/24
Besuch von der Insel
„Paul Heller invites Gary Husband“ im Stadtgarten – Improvisierte Musik in NRW 04/24
Pure Lust an der Musik
Das Thomas Quasthoff Quartett im Konzerthaus Dortmund – Improvisierte Musik in NRW 03/24
Kleinstes Orchester der Welt
„Solace“ in der Friedenskirche Ratingen – Improvisierte Musik in NRW 02/24
Mit zwei Krachern ins neue Jahr
Jesse Davis Quartet und European All Stars in Köln – Improvisierte Musik in NRW 01/24
Sturmhaube und Ballonmütze
Gregory Porter in Düsseldorf – Improvisierte Musik in NRW 12/23
Balladen für den Herbst
Caris Hermes Quintett in Düsseldorf – Improvisierte Musik in NRW 11/23