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„Serenade Me“
Foto: Michael Douglas Kollektivs © Martin Miseri

Köstlicher Schmalz und matte Gefühlsgymnastik

13. März 2012

Das Michael Douglas Kollektiv mit interessanter Doppelproduktion – Tanz in NRW 03/12

Als Amanda Miller ihren Abschied von Köln nahm, blieben eine ganze Reihe ihrer hervorragenden Tänzer, die zuvor der Kompanie Pretty Ugly ihr Profil gegeben hatten, in der Domstadt zurück. Man schloss sich unter der Leitung von Douglas Bateman und Michael Maurissens zum Michael Douglas Kollektiv zusammen. Eine Truppe mit starken Solotänzern, die in ihren Inszenierungen jedoch hinter den Erwartungen zurück blieben. Regelmäßig haperte es an Dramaturgie und ästhetischer Experimentierfreude. Jetzt demonstrierte das Kollektiv in der Halle Kalk des Kölner Schauspiels mit der Produktion „Serenade Me“, wie man diese Not in eine Qualität verwandelt.

Für den Abend, der aus zwei Choreographien besteht, hatte man mit dem Österreicher Georg Reischl und Vivienne Newport, der engen Mitarbeiterin Pina Bauschs, zwei namhafte Choreographen engagiert. Reischl zeigt gleich zu Beginn, wie man das Potential des Ensembles zum Blühen bringt. Serenaden sind Anbetungen, in ihnen darf die Liebe das Herz zum Überlaufen bringen. Zu Tschaikowskys „Serenade für Streicher in C-Dur“ tanzen Douglas Bateman, Bryndis Brynjolffsdottir, Michael Maurissens, Sabina Perry, Adam Ster und Inma Rubio Thomas klassisch moderne Figuren und Phrasen. Ein erfrischender Gegensatz zu den schwelgerischen Melodienbögen des verliebten Tschaikowsky. Auch das Bühnenbild ist bis auf den knarzenden Boden in der Halle Kalk perfekt kalkuliert. Als würden sie auf einem surrealen Bild von Yves Tanguy tanzen, agiert das Ensemble vor einem dunklen, fliehenden Horizont. Das kalte Ambiente eignet sich ausgezeichnet als Kontrast zur melodramatischen Musik, die wieder ihre ganze Vitalität entfalten kann.

Es ist nur konsequent, dass man der Spur der Liebeslieder bis ins Pop-Zeitalter folgt. Im zweiten Teil geben Barbara Streisand, Randy Newman und die Rolling Stones das musikalische Maß vor. Vivienne Newport entwirft dazu eine Art Katalog jener theatralen Gesten, derer sich jedes Liebespaar zwangsläufig einmal bedient. Da wird umarmt und gestritten, man zeigt sich zerknirscht, reumütig oder liebestoll und das alles fasst Newport unter dem Titel „Loving losing loving living“ zusammen. Aber trotz der eingängigen Musik und der starken Tänzer, in deren Mitte sich die Aufmerksamkeit zumeist auf die charismatische Sabrina Perry konzentriert, bleibt das Ergebnis flau. Die Gesten reihen sich zu einer Ansammlung von Zitaten, die sich ohne Kontext nicht dramatisch aufzuladen vermögen. Statt herzzerreißendem Schmalz nur entseelte Gefühlsgymnastik. Gleichwohl bleibt erfreulich, wie das Michael Douglas Kollektiv mutig und zu einem guten Teil auch erfolgreich neue Wege erprobt.

Thomas Linden

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