Riad Sattouf, Jahrgang 1978, wuchs in Algerien, Libyen und Syrien auf – 1988 kam er nach Frankreich. Seit 2000 ist er erfolgreicher Comiczeichner und -autor. „Jungs bleiben Jungs“ ist sein Filmdebüt.
trailer: Herr Sattouf, „Jungs bleiben Jungs“ scheint der schmutzige Bruder von „La Boum“ zu sein ...
Riad Sattouf: Ich wollte einen Film machen, der mir und meinen Freunden gefällt. Den ich gerne gesehen hätte, als ich 14 Jahre alt war, und den ich heute auch noch gerne sehen würde. Das Bild, das mir seinerzeit durch „La Boum“ vermittelt wurde, hat mich sehr verletzt: Die Schauspieler waren schön, sie hatten Zugang zur Welt der Liebe. Doch es gab einen total hässlichen Typen, der Sophie Marceau anmachte – mit dem identifizierte ich mich. Am Ende musste er sich furchtbar demütigen lassen. Mein Film erzählt aus der Sicht zweier solcher Typen.
Der Film spiegelt also Ihre eigenen Erfahrungen als Teenager?
Der Film ist nicht so sehr autobiographisch, es ist eher die Atmosphäre, die dem nahe kommt. Sagen wir es so: Ich war weniger tatkräftig als meine Helden. Camel repräsentiert den Gipfel dessen, wie ich gerne gewesen wäre: lange Haare und Metal-Kluft. Ich habe davon geträumt, aber ich hatte dafür nicht genug Selbstvertrauen.
In Frankreich sind Sie schon lange als Comic-Künstler bekannt, mit „Jungs bleiben Jungs” wechseln Sie zum Film. Was interessiert Sie am Kino?
Nach dem Besuch von Zeichentrickfilm-Kursen hatte ich immer den Traum, einen Film zu machen. Aber das ist eine gnadenlose Welt, und ich sah mich nicht Jahre an einem Drehbuch arbeiten, Gelder auftreiben und anderen meine Welt erklären. Ich muss ja zugeben, dass der Inhalt meiner Geschichten ziemlich speziell ist: Mit einer gewissen Rohheit und derben Sprüchen möchte ich masturbierende Teenager zeigen ... Ich hatte nicht vor, bei diesem Projekt die Initiative zu ergreifen, weil ich wusste, dass ich auf Schwierigkeiten stoßen würde. In diesem Fall war dann die Finanzierung am Ende ziemlich leicht, weil einige Leute daran glaubten und weil das Budget recht klein war. Abgesehen von Canal+, die mitgemacht haben, weigerten sich alle anderen Fernsehsender, und das bloß wegen des Tonfalls! Glücklicherweise war die Produzentin Anne Dominque Toussaint großartig: Sie ermöglichte mir zu machen, was ich wollte.
Als Comic-Künstler sind Sie zwar mit Storyboards vertraut, aber wie weit lässt sich die Arbeit an Comic und Film vergleichen?
Ich glaubte, dass es mir helfen würde, ein Comiczeichner zu sein, aber es war eigentlich mehr eine Last. Es gibt keine Gemeinsamkeiten zwischen Comic und Kino. Ich habe ein Storyboard skizziert, als wir begannen, mit den Schauspielern zu proben. Und mir wurde im Handumdrehen bewusst, dass das zu nichts nutze war, dass ich mich auf eine andere Sprache umstellen musste. Das Storyboard ist dann wichtig, wenn man Massenszenen und Actionszenen mit Special Effects drehen möchte: Szenen, die du nicht fünfzehnmal drehen kannst. Aber um einen Teenager zu zeigen, der in seinem Zimmer wichst, braucht es das weniger! Ich hatte viel mehr davon, vom Schauspieler auszugehen, um eine Szene aufzubauen. Da die Teenager im Film Amateure waren, die noch nie einen Film gedreht hatten, fragte ich sie, wie sie etwas anstellen würden, wenn sie allein zu Hause wären. Ich wollte nicht, dass sie übertreiben. Mir war es lieber, sie sind natürlich, real.
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