Auch wenn sie tief im Süden von Köln liegt, die Wachsfabrik zieht Publikum an. Im Produktionszentrum von Barnes Crossing konnten nicht alle Besucher aufgenommen werden, als jetzt die Ergebnisse des Movement & Art Development Festivals, kurz MAD, vorgestellt wurden. Eine Woche hatten sechs ausgewählte Tänzer die Möglichkeit, Produktionen unter Betreuung erfahrener Choreographen zu entwickeln.
Die Neugierde auf die Ergebnisse der Youngster war groß und die Ergebnisse konnten den Erwartungen mitunter auf imponierende Weise standhalten. Für Teresa Lucia Rosenkrantz hingen die Trauben des Erfolgs etwas zu hoch, ihre Show als „Ida Happinäs“ ist noch zu eng mit den Konventionen des Show Girls verwoben, um wirkliche Eigenständigkeit erkennen zu lassen. Ursula Nill tanzt mit ihrem Partner Marcus Bomski als Duo zunächst minimalistische Bewegungen. Kühl und präzise wirkt ihr Beitrag „Relationen“, in dem Tanz mit fast mathematischer Sorgfalt vorgetragen wird, im Finale überrascht sie mit einer eindrucksvollen Wende zur Emotion in einer langen Umarmung.
Als komplette Tänzer, die über eine breite Palette an Möglichkeiten verfügen, präsentierte sich das Duo MP2 bestehend aus Oliver Möller und Max Pothmann. „Mit Zucker und Zyankali“ erzählt von der Beziehungsgeschichte zweier Männer, die sich buchstäblich die Stuhlbeine absägen. Humor und Virtuosität verschmelzen fast unbemerkt miteinander. Die Kölnerin Friederike Plafki bietet mit „Extrastück für Affe“ eine komplexe mediale Performance, die mit Schatten, Videotechnik und Apfelinstallation aufwartet. Mensch und Affe am Scheideweg. Viel künstlerisches Potential, das aber nach dramaturgischer Zubereitung verlangt. Eine perfekte Performance bescherte Sylvana Seddig mit „Halbe Sachen!“ dem Finale des Festivals. Nie lässt Seddig ihr Publikum aus den Augen, schmeichelt ihm und bannt es mit ihrem Blick, selbst dann, wenn sie den Tanzboden mit der Zunge abschleckt. Ebenso kühn wie ironisch spielt sie mit den Klischees von Erotik und Verführung, lustvoll setzt sie ihr Sujet – den Körper – in Szene und zugleich reflektiert sie das Bild des Körpers. Das Reale findet meisterhaft Eingang in die Performance. Erwartung wird geschürt und bis ins letzte Bild bravourös getäuscht. Nichts ist dem Zufall überlassen, so dass sich Reife in der Konzeption pointiert mit dem Mut in der Darstellung vereint. Was letztlich bleibt, ist eine erschöpfte Tänzerin und ein Bühnenbild, dessen Chaos den Besuchern unweigerlich ein Lächeln entlockte. MAD: Muss man gesehen haben.
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