Seit einem Jahr werden die Brücken geschlagen. Drei Hochschulen gehen aufeinander zu, um ihren Studierenden das Metier des Tanzes aus künstlerischer Perspektive und aus dem Blickwinkel des täglichen Ringens um die Realisierung von Projekten zu zeigen. „Crossover/55/2“ nennt sich das Projekt, an dem neben der Hochschule für Musik und Tanz in Köln auch die ArtEZ School of Dance aus Arnheim und das Conservatorio Superior de Danza de Valencia teilnehmen. 55 Tänzer und Tänzerinnen arbeiten mit den beiden Komponisten Christiaan Richter und Benjamin Scheuer zusammen. „Wie gehen die zu Werke? Welche Kommunikation gibt es zwischen ihnen und den Choreographen?“ Das sind Fragen, die Vera Sander, Professorin aus Köln, aufwerfen möchte. „Wovon sprechen Komponisten, wenn sie vom Rhythmus sprechen, und wie denken Choreographen über das gleiche Phänomen?“ Neben den ästhetischen Fragen soll es auch um die Hierarchien und Machtkonstellationen im künstlerischen Betrieb gehen.
Ein komplexes Themenbündel, das die beiden Choreographen Georg Reischl und Iván Pérez in zwei Tanzstücken packend darstellen möchten. Ein Projekt, das mit seinem komplexen Ansatz die Kontur für das Studium kommender Jahrgänge verändern wird. „Ich komme selbst aus dem Bereich der Kunst“, erklärt Vera Sander, die ihre Karriere in der Freien Szene begann, „deshalb ist es mir wichtig, zu thematisieren, was nach dem Studium kommt, und wie der Alltag der Tänzer aussieht.“ So gehört zu „Crossover/55/2“ auch der Blick auf das Instrumentarium, mit dem Tänzer ihre Arbeit in der Veranstaltungs-Landschaft unserer Tage präsentieren müssen.
Von der Entwicklung einer Website über das Aquirieren von Veranstaltern und Sponsoren öffnet sich der Blick auf die Praxis der Produktion. Nach der Premiere in Valencia werden die beiden Choreographien „Pineapple“ und „Ex nihilo“, die live vom Orchestra Erepreijs begleitet werden, am 16., 19. und 20. Juni in Köln in der Hochschule (jeweils 20 Uhr, Dagobert Straße) zu sehen sein. In Aachen geben die Tänzer am 18. Juni eine Vorstellung im Stadttheater (19.30 Uhr) bevor sie dann in Nijmwegen, Rotterdam, den Haag und Amsterdam ihre Arbeit zeigen. Man will die Reaktionen des Publikums dokumentieren, und die Ergebnisse von „Crossover/55/2“ am Ende des Jahres in einem Buch zusammenfassen. Die Professionalisierung der kommenden Tänzer-Generationen dürfte mit diesem mächtigen Projekt einen großen Schritt vorankommen. Das wird auch notwendig sein, angesichts einer Kulturlandschaft, in der sich die Tanzkunst unabhängig von der Öffentlichen Hand wird behaupten müssen.
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