Hoch hinaus will der Tanz in Köln. Mindestens aber bis auf das Dach des Parkdecks neben der Oper. Dort nämlich ließe sich, so Jörg Jung, der Vorsitzende des Vereins tanZKoeln, die Spielstätte für den Tanz errichten, die bei den Umbauplanungen von Schauspiel- und Opernhaus so ganz aus dem Blick geraten ist. Eine Diplomarbeit über die Machbarkeit eines „Zentrum für Tanz und Performing Arts“ an dieser Stelle ist dazu bereits in Arbeit.
Das ist eine der Visionen, die der Verein tanZKoeln jetzt auf der zweiten Kölner Tanzkonferenz vorgestellt hat. Bei der gegenwärtigen Situation des Tanzes in Köln klingt das ebenso visionär wie das Ziel des Vereins, Köln wieder zu einer international attraktiven Tanz-Stadt zu machen. Bei der gut besuchten Konferenz unter dem Thema „Tanzstädte schaffen“ zeigte sich, dass Köln immer noch hervorragende Voraussetzungen für eine Tanzstadt mitbringt. Stark vertreten war die Kölner Tanzszene mit Tänzerinnen und Tänzern, Choreografinnen und Choreografen sowie Vertretern von Tanz- und Kultureinrichtungen und aller Parteien im Kulturausschuss der Stadt Köln.
Zum Thema „Tanzstädte schaffen“ eingeladen waren Vertreter der Tanzszene Berlin, Stuttgart, Heidelberg, Bremen/Oldenburg und Düsseldorf, um mit deren Erfahrungen die Bedingungen für eine wirkungsvolle Tanzszene und Tanzstadt zu diskutieren. Die Offenheit, in der von allen Beteiligten die Probleme von Entwicklung, Finanzierung, Erhaltung und Ausbau des Erreichten eingebracht und diskutiert wurden, spricht für eine starke, selbstbewusste Kunstform. Ralph Elster, für die CDU im Kulturausschuss, zeigte sich denn auch erfreut darüber, dass der Politik und Verwaltung mit dem Verein tanZKoeln wieder ein „zentraler Ansprechpartner für die Belange des Tanzes“ in Köln gegenüber steht. Die Kontroversen über den zukünftigen Weg des Tanzes scheinen inzwischen ausgeräumt. Damit, so Jung, sei der Tanz in Köln „ganz anders aufgestellt als noch vor einem Jahr und wird wieder ernst genommen“. Diese Geschlossenheit, so gaben die Ratsmitglieder des Kulturausschusses zu verstehen, wirke sich positiv auf die Haltung der Politik zum Tanz aus.
So unterschiedlich stark der Tanz in all diesen Städten auch positioniert ist, eines zeigte der direkte Vergleich mit Köln: Mit dem Zentrum für Zeitgenössischen Tanz an der Hochschule für Musik und Tanz, der SK-Stiftung Kultur und seiner Tanzförderung, mit dem NRW Landesbüro Tanz und Tanz in Schulen, dem Tanzarchiv und Tanzmuseum, der tanzsociety und der Kunstsalon-Stiftung Tanz bietet Köln wie kaum eine andere Stadt eine vielfältige Palette von Einrichtungen für den Tanz. Hinzu kommt, dass nach den letzten Erhebungen des NRW Landesbüro Tanz weiterhin mehr als ein Drittel aller nordrhein-westfälischen Ensembles und Choreografinnen und Choreografen in Köln beheimatet sind. Keine andere Stadt in NRW verfügt über ein derart geballtes Potential für den Tanz.
Besonders das Modell Stuttgart zeigt, was eine starke Tanzszene schaffen kann: Dort ist mit dem Ensemble von Gauthier Dance am Theaterhaus Stuttgart erstmals eine Compagnie der freien Tanzszene zum Begriff für Tanz in Stuttgart geworden. Der von tanZKoeln im letzten Jahr vorgelegte Tanzentwicklungsplan strebt ebenfalls „ein freies Spitzenensemble in einem unabhängigen Tanzhaus“ an. Um das zu erreichen, so der tanZKoeln-Geschäftsführer Klaus Dilger, „muss der Tanzentwicklungsplan als Leitlinie anerkannt werden. Unter den jetzigen Strukturen kann der Tanz nicht weiter arbeiten“. Allgemein kritisiert wurde, dass dem Tanz in Köln die Finanzmittel überproportional gekürzt wurden und auch die Rücklagen für Tanz anderweitig verwendet worden sind. Diese Rahmenbedingungen seien zwar alles andere als ideal, dennoch wolle man noch in diesem Jahr mit einem konkreten Projekt an Schulen beginnen. Darüber hinaus werde eine Kooperation mit der Rheinischen Musikschule angestrebt. Doch ohne die sukzessive Anhebung der Fördermittel für den Tanz – wie sie der Verein tanZkoeln fordert – wird der Weg zur Tanz-Stadt Köln noch lang und beschwerlich werden.
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