Das 19. Jahrhundert ist im Ausstellungsgeschehen in Mode. Auch Museen, die sich der Kunst der Gegenwart verschrieben haben, blicken in monographischen Schauen einzelner Künstler oder mit der Fokussierung bestimmter Epochen auf das 19. Jahrhundert. Das gilt nun auch für die Kunsthalle Bielefeld, die den deutschen Symbolismus mit über 150 Werken vorstellt.
Gewiss ist der Symbolismus, der den Zeitraum von etwa 1870 bis Anfang des 20. Jahrhunderts umfasst, ein gesamteuropäisches Phänomen; zu diesem haben die deutschen Künstler aber wesentlich beigetragen. Die Bielefelder Ausstellung arbeitet nun die künstlerische Bedeutung und Qualität sowie das Kunst-Verständnis dieser Künstler heraus. Vorgestellt werden Vorreiter wie Böcklin, Feuerbach und Marées und Hauptvertreter wie Franz von Stuck und Adolf Hölzel sowie Künstler, die später in anderen Kontexten bekannt geworden sind wie Otto Modersohn und Lovis Corinth. Daneben sind auch Werke von Künstlern zu sehen, die heute mehr oder weniger vergessen sind.
Es gelingt der Ausstellung, die Protagonisten mit herausragenden Werken, reich an malerischen Erlebnissen und metaphorischen Verweisen, vorzustellen. Zugleich wird das begriffliche Spektrum des Symbolismus zwischen Faunen und vermeintlich konventioneller Landschaft, Todesdarstellungen und furchteinflößenden Frauen ausgelotet – vor allem in der Malerei, aber auch in Skulptur und Druckgraphik. So ist die berühmte Mappe „Der Handschuh“ von Max Klinger zu sehen.
Deutlich wird die „Zwischenstellung“ des Symbolismus nach der Romantik, zeitgleich zum (wesentlich besser erforschten) Impressionismus und vor Jugendstil und Expressionismus. Gleichwohl lässt sich ein eigener Epochen-Stil mit einer vieldeutig verklausulierten Sprache des Theatralischen sondieren. Diese korreliert mit den Motiven des Unergründlichen, der psychischen Gestimmtheit, bei der die Seele sich in der Natur widerspiegelt, des Traumes und der Sinnlichkeit.
Wiederzuentdecken sind Ludwig von Hoffmann, der in der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld gut vertreten ist und nun exponiert gezeigt wird, sowie Hans Thoma, der hier zu ganzer Größe aufläuft. Immer wieder, in unterschiedlichen inhaltlichen Zusammenhängen begegnet uns Wilhelm Lehmbruck als Bildhauer und Zeichner, noch vor seiner Zeit als Hauptvertreter des Expressionismus. Auch das macht die Ausstellung deutlich: Der Symbolismus legt mit seiner Überhitzung und seinem mythischen und psychologischen Raunen vielfach die Basis für das, was es schon bald danach an realistischen Darstellungen gab.
„Schönheit und Geheimnis. Der deutsche Symbolismus“ | bis 7. Juli in der Kunsthalle Bielefeld | www.kunsthalle-bielefeld.de
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