Luxus war es mitnichten, was Audre Lorde mit ihrer Lyrik schuf. Die Gedichte und Essays der afroamerikanischen Dichterin und Aktivistin (1934–1992) richteten sich schließlich gegen gleich mehrere Diskriminierungsmechanismen. Das lag nicht zuletzt am Kontext der Civil Rights Movement, die auch Protestikonen wie Martin Luther King hervorbrachte. Wer sich indes mit ihren Versen auseinandersetzt, findet gleichermaßen eine Echokammer der Unterdrückungsformen und der Emanzipationsmöglichkeiten.
Davon handelt auch der Workshop, den Julia Machtenberg vom Institut für Amerikanistik an der Ruhr-Universität Bochum im Rahmen des Black History Month durchführt – das signalisiert bereits der Untertitel der Veranstaltung: „Poesie ist kein Luxus“. Machtenberg geht es darum, den intersektionalen Gehalt im Oeuvre von Lorde zu vermitteln. Denn die prägte den Begriff der Intersektionalität lange, bevor dieser Einzug hielt in den gegenwärtigen akademischen, aktivistischen oder feuilletonistischen Debatten.
Lorde engagierte sich damals nicht nur in der afroamerikanischen Bürger:innenrechtsbewegung gegen die Diskriminierung und Segregation von Schwarzen Menschen. Die Schriftstellerin verwies zugleich auf die Rechte von LGBT+, als die queere Bewegung noch am Anfang stand. Das betont auch Machtenberg: „Die Wirkmacht von Audre Lordes Lyrik besteht darin, dass sie Lebensrealitäten sichtbar macht, die zu Lordes Lebzeiten kaum in der weißen US-amerikanischen Dominanzgesellschaft repräsentiert waren“, erklärt die Amerikanistin. „Lorde setzt Lyrik bewusst dazu ein, die Gefühlslandschaften und Perspektiven insbesondere queerer, Schwarzer Frauen in dieser Gesellschaft sichtbar zu machen und marginalisierende Diskurse und Strukturen zu durchbrechen.“
Dabei machte Lorde ebenso auf die Defizite der Civil Rights Movement aufmerksam wie auch auf jene der Feminist:innen der zweiten Welle. In ihren Texten forderte sie, die Kräfte in Bündnissen zu vereinen, ohne die Verschiedenheiten zu verneinen. Genau das mache sie noch heute brennend aktuell, so Machtenberg: „Die Relevanz von Lordes Werken für unsere gegenwärtige intersektionalen Debatten sehe ich vor allem in der hohen Bedeutung, die Lorde vielschichtigen Identitäten und zwischenmenschlichen Unterschieden zuspricht“.
Julia Machtenberg: Workshop zu Audre Lorde | Do 29.2 18 Uhr | Fritz Bauer Bibliothek | 01573 256 23 92
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