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Selim Özdoğan
Foto: Lucie Ella

Selbstzweifel überwinden

17. August 2023

„Aus der Asche empor“ in Dortmund – Lesung 08/23

Insgesamt sind es knapp 80 Prozent der befragten Sinti:zze und Rom:nja aus zehn europäischen Ländern, die armutsgefährdet sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), die im Oktober 2022 veröffentlicht wurde. Der Bericht unter dem Titel „Roma in 10 europäischen Ländern“ lanciert noch weitere Statistiken, unter anderem ist diese Zahl auffällig: 43 Prozent der befragten Rom:nja sind erwerbstätig – aber offensichtlich trotzdem arm. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Sinti:zze und Rom:nja in der EU über die Nationalgrenzen hinweg vielfältig Diskriminierung, Ausgrenzung und Ausbeutung ausgesetzt sind.

Dieser gesellschaftliche Kontext spielte bestimmt eine wichtige Rolle, als das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt zu einem Workshop aufrief. Junge Autor:innen aus der Community der Sinti:zze und Rom:nja wurden dazu eingeladen, in einer Textwerkstatt eigene Beiträge zu verfassen – ganz gleich, welche Textsorte sie dafür wählten. Den Workshop aus insgesamt drei Online-Sitzungen leitete der Kölner Autor Selim Özdoğan, der mittlerweile über 20 Romane, Krimis, Kinderbücher oder Hörspiele veröffentlicht hat. Zu seinem Werk zählen so herrlich vertrackte Titel wie sein Debütroman und Kultbuch „Es ist so einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist“.

Özdoğan wuchs in den 1970er und 80er Jahren als Kind türkischer Eltern auf – eine Erfahrung, die sich auch in seiner Literatur finden lässt. Nicht umsonst würdigte der Filmregisseur Fatih Akin Özdoğans Werk mit diesen Worten: „So cool, poetisch und unterhaltsam hat noch niemand von Integration, Migration und Identität erzählt.“ Diese Motive klangen wiederum im Titel des Workshops an: „Aus der Asche empor. Arbeit, Ausbeutung und Selbstermächtigung“.

Schließlich ging es für die Teilnehmer:innen darum, durch das Schreiben ein Empowerment umzusetzen und damit Selbstzweifel sowie das diskriminierende Bild der Mehrheitsgesellschaft auf sie zu überwinden. Der Workshop fand zudem im Rahmen der mittlerweile zehnten Ausgabe des Rom*nja Kulturfestivals Djelem Djelem in Dortmund statt. Von Anfang an lief das gemeinsame Projekt darauf hinaus, die Beiträge in einer Anthologie zu versammeln. Im Taranta Babu feiern die Beteiligten daher nun die Buchpremiere.

Aus der Asche empor. Arbeit, Ausbeutung und Selbstermächtigung | Sa 2.9., 17 Uhr | Taranta Babu | www.dortmund.de

Benjamin Trilling

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