Es ist kalt, unterhalb des Schornsteins wiegen sich kahle Äste im Wind und von den Choreographinnen ist auch keine in Sicht. Aber die Ruhe auf dem Gelände der Wachsfabrik im Süden Kölns täuscht. Barnes Crossing führt schon die Betriebsamkeit im Namen. Denn als das Netzwerk der Choreographinnen vor fast zwei Jahrzehnten gegründet wurde, berief man sich auf jene Konstruktion einander kreuzender Zebrastreifen, wie sie etwa in Tokio an jeder Straßenecke zu sehen ist. In Köln findet man sie wohl nur in Nippes auf der Neusser Straße. Barnes Crossing besitzt die größte und höchste Tanzhalle in Köln und ist einer der wenigen Orte, die essenziell zur freien Tanzszene der Domstadt gehören. Hier ist die Residenz von 14 Choreographinnen, darunter Ilona Pászthy, Gerda König, Gitta Roser und Sonia Franken.
„Die vielen Programmänderungen durch Corona haben uns zugesetzt“, sagt Theresa Hupp, die seit drei Jahren zum Vorstand des Netzwerks gehört. Das Gelände braucht den Sommer, mit seinen Workshops und Festivals, wenn man nebenan bei Ringo, im eigenen Café der Wachsfabrik, zusammensitzen kann. Für ihre Premieren sind die Gruppen immer häufiger auf andere Spielorte wie die TanzFaktur oder die Orangerie des Volksgartens ausgewichen. Seit die Stadt Köln die Fördergelder kontinuierlich zusichert, atmet man in diesem finanziell bedrohten Tanzzentrum auf. Nirgendwo anders in Köln wird so viel Tanz produziert, zumal sich den Residenzgruppen auch die Gruppe Wolkenstein der Choreographin Andrea Lucas und des Musikers Thomas Marey mit ihren Inszenierungen für Kinder angeschlossen hat.
Wie bekommt man so viele künstlerische Handschriften unter einen Hut? „Es sind weniger die Ästhetiken als vielmehr die Werte, die uns verbinden“, erklärt Theresa Hupp. In diesem Jahr stehen 15 Produktionen bei ihr auf dem Programm. Allein Wolkenstein präsentiert innerhalb von zwei Monaten drei Stücke, am 19. März wird „Alle sind schon da“ uraufgeführt. Ilona Pászthy wird ihren Zyklus der Körpererkundungen am 4. März mit „absence # 1.5 – Antikörper“ fortsetzen. DasSoloDuo Tanzfestivalmit seinen vielen überraschenden Kurzproduktionen aus ganz Europa startet am 20. Mai. Und Gerda König zeigt ihre aktuelle Arbeit „InbetweenPOWER_2022“ im Juni. Also Tanz pur mit vielen Kunst- und Körpererlebnissen nach den dann hoffentlich überstandenen Monaten der Pandemie.
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