Die Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern ist ein Ort der stillen Abgeschiedenheit. Ein Gebiet geprägt durch seine großen Gewässer, durch Moore und Moränen. Mancherlei Sage hat sich gebildet um die riesigen in der Gegend befindlichen Findlinge. So auch um den Teufelsstein in Hollersbusch – der Ort, an dem Charly Hübner Memphis trifft. Es ist der Leibhaftige selbst, der den Namen der Stadt in Tennessee trägt, und im Erstling des Schauspielers eine tragende Rolle einnimmt. „Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte“ ist der nicht gerade kurze Titel des Buches, eine vom plattdeutsch sprechenden Teufel geführte Reise in die Jugendjahre eines im real existierenden Sozialismus aufwachsenden Pubertierenden.
In dem ausverkauften Maschinenhaus in Essen präsentiert der 1972 in Strelitz geborene Hübner Auszüge aus seinem Debüt. Es sind einige Fans des Genres im Publikum unschwer an den Aufschriften ihrer T-Shirts zu erkennen. Denen, die nur wegen des durch seine Rollen im TV zu großer Popularität gekommenen Schauspielers ihren Weg ins Auditorium finden, fährt zu Beginn der Veranstaltung der Teufel in die Glieder, als Charly Hübner seine Erlebnisse auf einer Party unterlegt von den lautstark eingespielten Klängen des Motörhead-Klassikers „Ace of Spades“ wiedergibt. Bei einem schnöden Ablesen belässt es der Metal-Liebhaber an diesem Abend sowieso nicht. Als musikalische Verstärkung steht der Gitarrist Serge Corteyn auf der Bühne, mit dem Hübner Unplugged-Versionen aus dem Œuvre der Band um Lemmy Kilmister darbietet, die die Geschichten über einen durch den Musikgeschmack katalysierten Abgrenzungsprozess zu der vom Schlager bestimmten Welt der Eltern umkleiden. Der Musikjournalist Götz Kühnemund berichtet von seinem persönlichen Treffen mit dem 2015 verstorbenen Motörhead-Boss und als weiterer Gast lockert Kollege Peter Hesse mit News über die Essener Thrash-Band Kreator, einer weiteren Lieblingsband Hübners, den Abend auf.
Am Ende kommt es zum Grande Finale: Memphis arrangiert für Charly ein zu Lebzeiten nie stattgefundenes Treffen mit Lemmy. Und jetzt wird es noch mal richtig laut: Auf einer versunkenen Fähre im See feiern die beiden mit einer illustren Schar Verstorbener aus dem Rockolymp zu den harten Riffs von „Overkill“ eine derbe Tanzparty.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Mit KI aus der Zwangslage
„Täuschend echt“ von Charles Lewinsky – Literatur 01/25
Gespräch über die Liebe
„In einem Zug“ von Daniel Glattauer – Textwelten 01/25
Vorlesestunde mit Onkel Max
Max Goldt in den Kammerspielen Bochum – Literatur 01/25
Unfall oder Mord?
Jens Prüss-Lesung in der Düsseldorfer Zentralbibliothek
Schriftstellerin im Exil
Maria Stepanova liest bei Proust in Essen
Doppelte Enthüllung
„Sputnik“ von Nikita Afanasjew – Literatur 12/24
Eine wahre Liebesgeschichte
Thomas Strässles „Fluchtnovelle“ – Textwelten 12/24
ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24
Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24
Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24
Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24
Literatur in Höchstform
25. LesArt.Festival in Dortmund – Festival 11/24
Massenhaft Meisterschaft
Neue Comics von alten Hasen – ComicKultur 01/25
Kampf den weißen Blättern
Zwischen (Auto-)Biografie und Zeitgeschichte – ComicKultur 12/24
Zwischen Utopie und Ökoterrorismus
Tagung „Klimafiktionen“ in Bochum – Literatur 12/24
Das Über-Du
Auftakt von Literaturdistrikt mit Dietmar Dath und Wolfgang M. Schmitt – 11/24
Comics über Comics
Originelle neue Graphic Novels – ComicKultur 11/24