Karneval zwischen Rheinland und Ruhrgebiet – nur wenige Kilometer, doch die Unterschiede in den Traditionen sind bemerkenswert. Nicht nur das: Leiter des „Geierabends“ Günther Rückert spricht mit Lutz Debus über den Humor im Rheinland und in Westfalen.
trailer: Herr Rückert, seit wann sind Sie denn Karnevalist?
Günther Rückert: Bin ich doch gar nicht. Auch der Geierabend ist gar keine Karnevalsveranstaltung, sondern eine Veranstaltung in der Karnevalszeit, also eher eine Parallelveranstaltung. Wir Kinder, Clowns, Kabarettisten und Satiriker machen sozusagen unseren ganz eigenen Karneval.
Hat Karneval im Ruhrgebiet überhaupt eine Daseinsberechtigung?
Nein, der Karneval hier ist eigentlich nur ein Abklatsch von dem, was in Köln stattfindet. Dort hat er historische Wurzeln. Mit den Uniformen hat man das Militär parodiert. Früher hat dort das Volk die Obrigkeit im Karneval verarscht. So etwas geschieht hier beim normalen Karneval nicht, aber bei uns. Wir sind also eigentlich der wahre Karneval.
Gibt es in Westfalen einen anderen Humor als im Rheinland?
Ich war mal bei der Kölner Stunksitzung. Mir fiel auf, dass dort beim Publikum die Lache viel weiter vorne sitzt. Da braucht auf der Bühne nicht viel geschehen, das Publikum lacht sowieso. Die schunkeln auch. Ich habe das Gefühl, Stunk ist eine normale Karnevalsveranstaltung. Der Westfale hingegen muss zum Lachen überredet werden. Das macht er dann aber auch. In Münster gibt es den Alternativkarneval „Kappe ab“. Die sind noch dreimal langsamer als wir.
Vielleicht, weil der Karneval im Ruhrgebiet im Gegensatz zum Münsteraner Karneval proletarischer ist?
Natürlich. Auch beim Geierabend gibt es Figuren, die habe ich bereits in meiner Jugend gekannt. Allerdings ist das Ruhrgebiet längst nicht mehr so proletarisch wie gemeinhin angenommen. Die Leute aus der Zechensiedlung wohnen doch inzwischen auch in Eigenheimen. Aber die Haltung ist trotzdem geblieben.
Wie unabhängig ist der Geierabend?
Natürlich unterstützen uns das städtische Kulturbüro und auch Sponsoren, die Macher des Geierabends sind aber wir und kein anderer.
Kann man denn über die Sozialdemokratie in ihrer Herzkammer Witze machen?
Als Krombacher den Regenwald rettete, initiierten wir die Kampagne „Saufen für die Sozis“.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Ist das Revier narrensicher?
Karnevalistisches Treiben gehört hier nicht zu den Grundtugenden – THEMA 02/12 KARNEVAL
„Unsere Politiker sind dünnhäutig geworden“
Peter Sander über den Karneval in Essen und anderswo – Thema 02/12 Karneval
Tusch-Phobie bei westfälischen Narren
Kabarettistin Lioba Albus betreibt ethnologische Studien – Thema 02/12 Karneval
Schunkeln oder Tod
Tolle Tage in Duisburg, der rheinischsten Stadt des Ruhrgebiets – Thema 02/12 Karneval
„Genießen der Ungewissheit“
Teil 1: Interview – Sportpädagoge Christian Gaum über das emotionale Erleben von Sportevents
„Viele Spiele haben noch einen sehr infantilen Touch“
Teil 2: Interview – Medienpädagoge Martin Geisler über Wandel in der Videospiel-Kultur
„Ich muss keine Konsequenzen fürchten“
Teil 3: Interview – Spieleautor und Kulturpädagoge Marco Teubner über den Wert des Spielens
„Mosaik der Perspektiven“
Teil 1: Interview – Miriam Bruns, Leiterin des Goethe-Instituts Budapest, über europäische Kultur
„Die Bürger vor globalen Bedrohungen schützen“
Teil 2: Interview – Politikwissenschaftler Oliver Treib über Aufgaben und Zukunft der Europäischen Union
„Der Verkauf des Kaffees nach Europa ist gestoppt“
Teil 3: Interview – Sebastian Brandis, Sprecher der Stiftung Menschen für Menschen, über das EU-Lieferkettengesetz
„Wir müssen mit Fakten arbeiten“
Teil 1: Interview – Meeresbiologin Julia Schnetzer über Klimawandel und Wissensvermittlung
„Tiefseebergbau ohne Regularien wäre ganz schlimm“
Teil 2: Interview – Meeresforscher Pedro Martinez Arbizu über ökologische Risiken des Tiefseebergbaus
„Entweder flüchten oder sich anpassen“
Teil 3: Interview – Klimaphysiker Thomas Frölicher über ozeanisches Leben im Klimawandel
„Prüfen, ob das dem Menschen guttut“
Teil 1: Interview – Publizist Tanjev Schultz über ethische Aspekte der Berichterstattung über Kriminalfälle
„Es liegt nicht am Gesetz, Kriminalität zu verhindern“
Teil 2: Interview – Kriminologe Dirk Baier über Gewaltkriminalität und Statistik
„Eltern haben das Gefühl, sie müssten Buddhas werden“
Teil 3: Interview – Familienberaterin Nina Trepp über das Vermeiden von psychischer Gewalt in der Erziehung
„Naturschutz wirkt“
Teil 1: Interview – Biologin Katrin Böhning-Gaese über Biodiversität, Wildtiere und Naturschutz
„Ernährungsweisen verändern, ohne Zwang“
Teil 2: Interview – Tierethikerin Friederike Schmitz über vegane Ernährung
„Sie verstehen uns“
Teil 3: Interview – Tierhistorikerin Mieke Roscher über die Beziehung zwischen Menschen und Tieren
„Bin ich eifersüchtig oder eher neidisch?“
Teil 1: Interview – Paarberaterin Sonja Jüngling über sexuelle Kontakte außerhalb einer Paarbeziehung
„Was nicht erlaubt ist: Druck ausüben“
Teil 2: Interview – Autor Sebastian Schoepp über Freundschaften
„Mit dem ersten Kind nimmt die Ungleichheit zu“
Teil 3: Interview – Soziologe Kai-Olaf Maiwald über Ehe, Familie und Geschlechterverhältnisse
„Das kann man mit keiner Gerechtigkeitstheorie erklären“
Teil 1: Interview – Historiker Marc Buggeln über Steuerpolitik und finanzielle Ungleichheit in Deutschland
„Mehr Umsatz, mehr Gesundheit“
Teil 2: Interview – Unternehmer Martin Gaedt über die Vier-Tage-Woche
„Die Gesellschaft nimmt diese Ungleichheiten hin“
Teil 3: Interview – Soziologe Klaus Dörre über Armutsrisiken und Reichtumsverteilung