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Interkulturelle Pionierarbeit – Roman Dell
Foto: Ulrich Schröder

Deutsch-russischer Seelenkuss

31. August 2017

Roman Dell liest in Gelsenkirchen – Lesezeichen 09/17

Interkulturelle Brücken zwischen Deutschland und Russland zu bauen ist die Motivation des Autors Roman Dell. 1978 geboren in der südrussischen Industriemetropole Schachty, seit 1989 Partnerstadt Gelsenkirchens, kam er während der Umbrüche der Jelzin-Ära im Alter von 17 Jahren nach Deutschland. Sein Werk umfasst bislang 36 teils autobiografische Kurzgeschichten, die von der produktiven Spannung zwischen deutscher und russischer Kultur geprägt sind. Neben Aspekten der Integration sowie der Geschichte beider Länder kommt stets der Liebe eine tragende Rolle zu. So habe sein Protagonist „nach wie vor eine starke emotionale Bindung zu Russland“, widme sich aber „mit derselben Liebe, Leidenschaft und Hingabe der alltäglichen Entdeckung seiner historischen Heimat Deutschland und der Suche nach eigener Identität“, formuliert Dell die Quintessenz seiner Erzählungen. Anders als ein satirisch-sarkastischer Wladimir Kaminer bedient er sich einer authentisch-nostalgischen Schreibweise. „Als Russlanddeutscher ist man im Besitz von zwei besonderen Eigenschaften, deren gleichzeitige Existenz in einer Person auf den ersten Blick unmöglich scheint, weil sie auf zwei absoluten Gegensätzen beruhen: russische Seele und deutscher Verstand“, beschreibt Dell seinen bikulturellen Hintergrund augenzwinkernd als „unschlagbare Kombination“.

Auf Einladung des Gelsenkirchener Heimatbundes las der Schriftsteller am 9. August in einem vollbesetzten Veranstaltungsraum der Rosen-Apotheke in der Innenstadt. Wie bereits im Dezember in der Gelsenkirchener Flora gab er dort eine Kostprobe seiner Geschichten, von denen einige bereits in diversen Stadtmagazinen sowie im Verlag Edita Gelsen („Der Gesang der Alhambra“, 2010) erschienen sind. Unter dem titelgebenden Motto „Bahnhofsromanze“ erzählt Dell unter anderem von einer romantischen Begegnung mit der von ihrem Freund verlassenen 18-jährigen Raffaella, um die sich der ein Jahrzehnt ältere Protagonist auf dem Gelsenkirchener Hauptbahnhof eine Nacht lang rührend kümmert – bis zu dem „Punkt, an dem wir keine Geheimnisse mehr voreinander hatten und unsere Seelen, und nicht die Körper, sich berührten.“

Ulrich Schröder

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