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Grandbrothers
Foto: jonas lindström

Feier des Minimalismus

26. März 2015

Die Grandbrothers erfinden sich ihren eigenen Musikstil – Popkultur an der Ruhr 04/15

In der Kunst liegt die größte Meisterschaft darin, eine Anstrengung kinderleicht und gleichzeitig zwingend logisch erscheinen zu lassen – die Reduzierung auf ein maximales Minimum in Form und Ausdruck ist der Schlüssel zu einer gelingenden Ästhetik. Bei Mies van der Rohe, einem der großen Architekten der Moderne, hieß das: „So einfach wie möglich, koste es, was es wolle.“ Es ist das Mantra – beginnend bei Minimal Art und Bauhaus – das uns heute in allen Bereichen von Kunst, Design und Werbung begleitet.

Wäre dieses Prinzip leicht zu reproduzieren, läge darin keine Meisterschaft. Es ist gerade das Kennzeichen von Virtuosität, dass sie einen Kosmos an Sinn und Arbeit in ein Produkt von besonderer Klarheit verwandelt. Es ist auch das Erfolgsprinzip von Apple: „Reduce to the max“, obgleich dieser Claim nun wieder von Mercedes Benz stammt.

Vor diesem Hintergrund sollten wir das Projekt der beiden Düsseldorfer Musiker Erol Sarp (geboren in Wuppertal) und Lucas Vogel betrachten, die seit 2011 die Formation Grandbrothers bilden. Es dürfte eine der musikalisch ambitioniertesten Platten des Jahres sein, die Sarp und Vogel nun auf dem Berliner Label FILM veröffentlichen. Die bereits im Februar 2014 veröffentlichte Single „Ezra Was Right“ stieß auf internationale Anerkennung bei Musikern und Produzenten, lief auf renommierten Radiostationen in England und fand mit seinen Remixen den Weg in Japans Clubs.

Zwei Jahre Studioarbeit stecken in der nun fertigen LP, doch es ist gar nicht so leicht zu beschreiben, was auf „Dilation“ eigentlich geschieht – so elaboriert ist das Ganze. Geschäftsführer und Gründer von FILM, sowie Entdecker der Grandbrothers sind der gebürtige Herner Dominik Grötz und Daniel Breuer aus Aachen. Partnern erklären sie das Projekt meist so: „Zwei Deutsche spielen ihren selbst-gebauten komplett-analogen Konzertflügel-Drumcomputer.“

Die Technik der beiden Musiker ist in der Tat extravagant und einzigartig. Zwar klingen sämtliche Stücke, als wären sie von Synthesizern durchzogen, in Wahrheit aber kommt jeder Ton aus dem Flügel selbst. Über einen Laptop werden mechanische Hämmerchen im Inneren des Instruments angesteuert von hier aus nimmt jeder Sound seinen Anfang.

Was uns die Grandbrother anbieten klingt derart neu und ausgereift, dass man kaum glauben mag, hier über ein hiesiges Produkt zu sprechen. Die Formsprache ist das Gegenteil von gefällig, und doch erschließt sich beim ersten Hören alles. Kein Ton ist zu viel, die Arrangements sind aufgeräumt wie selten – das Genre bewegt sich irgendwo zwischen IDM, Ambient, Minimal und Techno.

Besagte Apparatur zur Tonabnahme ziert auch das Artwork von „Dilation“. Ein ausgestreckter Arm reckt das für die Musik der Grandbrothers zentrale Modul in Agitprop-Manier in die Höhe, im Hintergrund sehen wir ein mächtiges Blau, das an den Künstler Yves Klein erinnert – und der ist bekanntlich: Wegbereiter des Minimalismus.

Grandbrothers: „Dilation“ | FILM

Timon-Karl Kaleyta

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