Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 1
2 3 4 5 6 7 8

12.581 Beiträge zu
3.810 Filmen im Forum

Uticha Marmon
Foto: Carlsen Verlag/Gabi Waldmann

Grenzen überwinden

18. April 2024

„Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ von Uticha Marmon – Vorlesung 04/24

Es herrscht Chaos im kleinen Dorf Elend: Zuerst verschwindet das neugeborene Kälbchen Elsa, dann Friedas bester Freund, und die Dorfbewohner:innen schlagen sich wegen alter Rivalitäten beinahe die Köpfe ein. Mit viel Humor und einer tieferliegenden Botschaft erzählt die deutsche Autorin Uticha Marmon in ihrem aktuellen Titel „Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ (Carlsen Verlag) auf rund 170 Seiten von einer spannungsgeladenen Dorfdynamik, die ausgerechnet von den Allerjüngsten unter die Lupe genommen und aufgedeckt wird – für Leser:innen ab neun Jahren.  

Grenzen sind manchmal ganz schön überflüssig. Und nicht nur das, sie sorgen für eine Spaltung in der Gesellschaft, trennen Menschen voneinander und lassen Fronten verhärten. So auch in Elend: Ein Lebensmittellädchen, eine einzige Kneipe, ein Haufen Hühner und noch mehr Kühe finden sich in dem ländlich gelegenen Ort mitten im Nirgendwo, der durch eine Grenze in Nord- und Süddorf unterteilt ist. Uticha Marmon zeichnet ein tristes Bild des Schauplatzes, wobei dessen Name bezeichnend für die dort herrschende Stimmung ist. Alles ist in zwei Lager aufgeteilt, Norden und Süden leben verfeindet miteinander und als Angela, eine Südkuh, genau auf der Grenze ihr Kalb zur Welt bringt, bricht ein großer Streit unter den Dorfbewohner:innen aus, der in Entführung, Schimpftiraden und Misthaufenschlacht ausartet. Protagonistin Frieda und ihr Freund Nikki starten kurzerhand eine Friedensmission, um die Gemüter zu beruhigen und das Kriegsbeil zwischen den beiden Höfen in Elend ein für alle Mal zu begraben.

Mit ihrem Roman zeigt die Kinderbuchautorin, wie Vorurteile generationenübergreifend weitergegeben werden und fortbestehen, bis jemand beschließt, sie kritisch zu hinterfragen. Das tun die Kinder in Marmons Geschichte und sie sind es auch, die die zweigeteilte Dorfgemeinschaft am Ende vereinen. Mit ihrer literarischen Neuerscheinung kreiert die Autorin eine Gruppe lustiger und eigenartiger Charaktere, die authentisch wirken und durch Maja Bohns Schwarz-Weiß-Illustrationen gelungen verbildlicht werden – wobei Farbdarstellungen die Erzählung noch lebendiger hätten wirken lassen, zumal viele verschiedene Farbtöne im Laufe des Buches Erwähnung finden. Der Erzählton ist zielgruppengerecht und überwiegend umgangssprachlich gehalten; an der ein oder anderen Stelle wirkt er ein bisschen unnatürlich und „gezwungen cool“, insgesamt trägt er aber stimmig zum humorvollen Charakter des Buches bei.

Auf den ersten Seiten des Buches werden alle „Elender“ kurz vorgestellt – natürlich in Süd- und Nordelend unterteilt. So bekommen die Leser:innen schon mal einen groben Überblick über die Figuren und können gegebenenfalls zurückblättern, was praktisch ist, da gleich zu Beginn der Geschichte mehrere Namen fallen. Besonders zeitgemäß sind auch Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz, die im gesamten Handlungsverlauf der Geschichte mitschwingen. „Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ ist ein unterhaltsamer und thematisch relevanter Kinderroman, der zum Nachdenken anregt und hervorhebt, wie bedeutsam die Kraft der Gemeinschaft ist und wie viel mit ihr erreicht werden kann. Werte wie Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und Mut werden auf erzählerische Weise vermittelt.

Uticha Marmon: Frieda, Nikki und die Grenzkuh | Carlsen Verlag | ab 9 Jahren | 176 S. | 14 €

Daphne Koch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Vaiana 2

Lesen Sie dazu auch:

Die Ruhe vor der Revolte
M. Fallwickl liest im Bochumer Bahnhof Langendreer

Teslas Friedenswaffe
Alida Bremer liest in der Düsseldorfer Zentralbibliothek

Enfant Terrible
Clemens Meyer zu Gast bei Proust in Essen

Eine wahre Liebesgeschichte
Thomas Strässles „Fluchtnovelle“ – Textwelten 12/24

ABC-Architektur
„Buchstabenhausen“ von Jonas Tjäder und Maja Knochenhauer – Vorlesung 11/24

Übergänge leicht gemacht
„Tschüss und Kuss“ von Barbara Weber-Eisenmann – Vorlesung 11/24

Auch Frauen können Helden sein
„Die Frauen jenseits des Flusses“ von Kristin Hannah – Literatur 11/24

Die zärtlichen Geister
„Wir Gespenster“ von Michael Kumpfmüller – Textwelten 11/24

Literatur in Höchstform
25. LesArt.Festival in Dortmund – Festival 11/24

Schaffenskraft und Schaffenskrise
20. Ausgabe des Festivals Literaturdistrikt in Essen – Festival 11/24

Zurück zum Ursprung
„Indigene Menschen aus Nordamerika erzählen“ von Eldon Yellowhorn und Kathy Lowinger – Vorlesung 10/24

Nachricht aus der Zukunft
„Deadline für den Journalismus?“ von Frank Überall – Literatur 10/24

Literatur.

Hier erscheint die Aufforderung!