Bevor Heike Makatsch ihre Schauspielkarriere in Angriff nahm, kannte man sie schon als Moderatorin von „Bravo TV“ oder VIVA-Shows wie „Interaktiv“. Doch mit Filmen wie „Männerpension“, „Bin ich schön?“, „Nackt“ und „Tatsächlich... Liebe“ etablierte sich die 1971 in Düsseldorf Geborene schnell auch als ernstzunehmende Schauspielerin. Der Europäische Shooting Star des Jahres 2001 hat mit Rollen in „Hilde“, „Margarete Steiff“ oder „Die Affäre Semmeling“ etliche wichtige Film- und Fernsehpreise gewonnen. In ihrem neuen Film „About a Girl“, der am 6. August in den Kinos startet, spielt Makatsch die Mutter einer Schülerin, die einen Selbstmordversuch unternimmt.
trailer: Frau Makatsch, dass man in Deutschland eine witzige Komödie über eine suizidgefährdete Teenagerin drehen kann, erstaunt. Waren Sie direkt nach dem Lesen des Drehbuchs von diesem Projekt überzeugt?
Heike Makatsch: Ich war tatsächlich die erste Schauspielerin, die für das Buch angefragt wurde – das heißt, ich hatte außer Buch und Regie keine Anhaltspunkte, wohin die Reise gehen würde. Und ja, ich war komplett überzeugt. Das Buch hat mich mit so viel Witz und Wärme erfüllt, es war clever und ich hatte sofort Lust, dabei zu sein.
Für Mark Monheim war dies sein erster Langspielfilm. Haben Sie sich im Vorfeld seine Kurzfilme angesehen oder war Ihnen wichtiger, dass auf persönlicher Ebene die Chemie zwischen Ihnen stimmt?
Ich habe mir seine Kurzfilme angesehen und ihn natürlich im Vorfeld auch getroffen. Dabei habe ich festgestellt, dass ich ihn mag, seine Energie, seine Begeisterung... Aber ehrlich gesagt ist mir Buch und Inhalt fast wichtiger als eine dicke Freundschaft zum Regisseur. Doch wenn ich eine Vision, einen klaren Wunsch bei ihm spüre, ist das schon sehr viel. Das schafft bei mir viel Vertrauen.
Waren die vielen visuellen Gags schon Bestandteil des Drehbuchs oder entstanden diese erst später?
Meinen Sie die Selbstmord-Visionen der verschiedenen Therapiepatienten? Die standen so auch schon im Drehbuch. Die tolle, comic-animierte Anfangssequenz hat mich jedoch erstmals beim Screening auf dem Filmfest in Hof überrascht und begeistert. Die war so noch nicht schwarz auf weiß entworfen.
Im Film heißt es einmal, dass man tausend Probleme hat, wenn man 15 ist. Wie haben Sie Ihre Teenagerjahre in Erinnerung. Waren Sie eher Außenseiterin oder Teil einer angesagten Clique?
Ich fand meine Clique natürlich angesagt, aber es war eher eine Sammlung von Randgruppenfiguren. Ich habe mich dabei wohl gefühlt, nicht zum erklärten Konsens zu gehören, meine Freunde und ich gehörten schon eher Subkulturen an. Aber darin war man ja nicht einsam und trübe. Ich war eigentlich gerne Teenager, große Gefühle, erste Liebe, viel Musik, viel Nachtleben – ich habe das alles sehr genossen.
Mark Monheim schiebt in seinem Film niemandem allein den Schwarzen Peter zu, zeigt aber diverse Defizite, die zu diesem Selbstmordversuch führen. Glauben Sie, dass es Jugendliche heute schwerer haben als zu der Zeit, in der Sie selbst Teenager waren?
Ich kenne mich mit den konkreten Problemen Jugendlicher von heutzutage nicht wirklich aus. Aber ich stelle mir die gleichgeschaltete Socialmedia-Welt, in der sich junge Leute heute behaupten müssen, ziemlich anstrengend vor. Ich glaube, es ist heute notwendiger als früher, ein optimiertes Bild von sich darzustellen, es gibt nicht viel Raum für Verweigerung. Und somit auch weniger Raum, sich selbst auszuprobieren und eine Haltung zu entwickeln, die gegen den Strom geht. Vielleicht täuscht mich aber auch mein Eindruck.
Sie haben 1996 für „Männerpension“ den Bayerischen Filmpreis als beste Nachwuchsdarstellerin erhalten und damit Ihre erfolgreiche Schauspielkarriere eingeläutet. Jasna Fritzi Bauer hat nun für „About a Girl“ die gleiche Auszeichnung erhalten. Haben Sie ihr Tipps für weitere Karriereentscheidungen gegeben?
Jasna ist eine kluge, eigenwillige Frau. Sie trifft sicher keine gefälligen Entscheidungen, sondern gut durchdachte, die am Ende zu ihr passen. Ich wüsste ihr da keinen zusätzlichen Rat zu geben.
Wie war die Zusammenarbeit mit Jasna? Sie hatte ja immerhin die schwierige Aufgabe, als 24-Jährige eine 15-Jährige zu spielen...
Rein äußerlich nimmt man ihr die 15 Jahre ab, insofern hat sie das Glück, mit dem Abstand und der Reflektion eines schon etwas reiferen Mädchens bewusste Entscheidungen für ihre Figur zu treffen. Sie hängt sozusagen nicht mehr real und ohne Distanz in der Teenagerphase. Ich glaube, dass kann eigentlich nur hilfreich sein, um eine Figur auf den Punkt zu spielen. Und das hat sie dann ja auch konsequent getan, mit rührendem Trotz und ernsthafter Ratlosigkeit – und zum Schluss mit der Sonne im Herz.
Haben Sie das Gefühl, mit Rollen wie dieser, als Mutter einer Teenagertochter, in eine neue Phase Ihrer Schauspielkarriere eingetreten zu sein?
Ich habe meine erste Mutterrolle mit 27 gespielt, mit 29 war ich gleich zweifache Mutter, Lehrerin und Grüne-Abgeordnete in einem, vor vier Jahren dann Tom Sawyers Tante Polly... Ich hatte nie Berührungsängste mit dem Darstellen einer Mutter und mit meinem fortschreitenden Alter wachsen auch die dazu gehörigen Kinder heran, ist ja klar.
Musik ist sowohl ein wichtiger Bestandteil von „About a Girl“ als auch in Ihrem bisherigen Leben. Haben Sie derzeit wieder neue musikalische Ambitionen oder Pläne?
Meine musikalischen Ausflüge sind meist eng mit einem dazugehörigen Filmprojekt verknüpft. Zurzeit steht da nichts an. Aber der Soundtrack zu „About a Girl“ ist tatsächlich hörenswert!
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