Sie waren eines der bekanntesten Paare der jüngeren Literaturgeschichte. Sowohl Ingeborg Bachmann als auch Max Frisch könnten als bedeutsamste deutschsprachige Autoren des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Als Mitglied der Gruppe 47 befand sich Bachmann, der ab 1977 sogar ein eigener Preis gewidmet wurde, im Zentrum des Schaffens der Nachkriegsliteratur. Hier versammelten sich einflussreiche Vertreter der Trümmerliteratur wie Heinrich Böll, Alfred Andersch und Paul Celan – letzterer ein weiterer Liebhaber Bachmanns. Frisch auf der anderen Seite ist für seine Dramen bekannt, die vielerorts Teil des Schulcurriculums sind, insbesondere „homo faber“ und „Andorra“. Die Briefe der beiden Autoren sind somit mit der Literaturgeschichte verwoben – und selbst Weltliteratur.
Eingeleitet wird der Briefwechsel im Frühjahr 1958 durch einen Brief Frischs an Bachmann, der seine Bewunderung für ihr Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“ ausspricht. Im Juni antwortet Bachmann und ein Austausch beginnt, der mit rund 300 Dokumenten die Poetik einer Beziehung offenlegt. Es ist ein Kampf um Unabhängigkeit inmitten der Zweisamkeit, von dem die Schriftstücke zeugen, eine Dialektik aus Rivalität und Intimität. Zwar ist die komplexe Natur ihrer Liebe durch die Briefe einsehbar, doch kein einziges Bild existiert von dem Paar, obwohl sie sich ab 1960 eine Wohnung in Rom teilen und dort eine offene Beziehung führen.
Die Liebesgeschichte nimmt kein glückliches Ende: Nach vier Jahren trennt sich das prominente Paar – eine vermeintlich kurze Zeitspanne, die jedoch tiefe Spuren im Leben der Autoren hinterlässt. Ihrem posthum erschienen Band „Male oscuro“, in dem sie über ihre Beziehung mit Frisch reflektiert, gibt Bachmann den Untertitel „Aufzeichnungen aus der Zeit der Krankheit“. Nach der Trennung fühlt sie sich von Frischs Roman „Mein Name sei Gantenbein“ bloßgestellt – sie selbst verliert die Fähigkeit zu schreiben. 1973 stirbt Ingeborg Bachmann durch einen Brand, den sie beim Einschlafen durch ihre Zigarette auslöst. Bekannte berichten, dass ihre starke Abhängigkeit nach Beruhigungsmitteln für den Unfall verantwortlich sei. Diese Abhängigkeit wiederum steht mit der trennungsbedingten Krise in Verbindung. Der Name der gesammelten Briefe „Wir haben es nicht gut gemacht“ ist somit trotz seiner Schlichtheit das dramatische Resümee einer Liebe. Am 24. Juni lesen Burghart Klaußner und Friederike Wagner im Schauspielhaus Düsseldorf aus dem Band vor.
Ingeborg Bachmann und Max Frisch: „Wir haben es nicht gut gemacht“ | 24.6. 20 Uhr | Schauspielhaus Düsseldorf – Kleines Haus | www.dhaus.de
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